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Vertrautes von damals und heute in freiem Malduktus

Werke des Betheler Malers Reinhard Palm im Atrium


Bielefeld (uj). Die Baustelle am Bethelweg, die Buchhandlung in Bethel, sein Zimmer -ÊReinhard Palm bannt die Dinge, die ihm vertraut sind, auf Papier. 48 großformatige Blätter füllte er vergangenes Jahr bei der Sommerakademie im Künstlerhaus Lydda in nur einer Woche. Gut die Hälfte davon ist jetzt im Atrium des Carl-Severing-Berufskollegs ausgestellt.
Sie tragen die typisch spontane Handschrift, die vielen künstlerisch Tätigen, die in Bethel leben, zueigen ist. »Menschen mit Behinderung gehen freier, unvoreingenommener an die Kunst heran als normale Menschen, die häufig Angst haben, sich auszudrücken«, sagt Willi Kemper, Leiter des Künstlerhauses Lydda.
Zwar malt Palm gegenständlich, zeigt Landschaft, Gebäude und Tiere. Zugleich spiegeln seine Bilder innere Seelenlandschaften wider. Das Vertraute aus Gegenwart und Vergangenheit manifestiert sich in kräftiger Farbgebung und energischem Malduktus auf dem Papier. Häufig handelt es sich um Räume, die mit Geborgenheit und Schutz in Verbindung stehen: Das Zirkuszelt in der Kindheit, die Porträts der Eltern, die Kirche in dem schwäbischen Dorf, in dem der Künstler mit Eltern und sieben Geschwistern aufwuchs, das Progymnasium in Bad Purach, ein Busausflug, das Torfmoor - diszipliniert, so Beate Wefel, Kursleiterin in Lydda, hat Reinhard Palm die Dinge, die er kannte, abgearbeitet und Kunst als Arbeit ernst genommen. Die entstandenen Werke zeugen von einer enormen Ausdruckskraft und Lust am künstlerischen Gestalten. Sie sind käuflich zu erwerben.
Geboren wurde Reinhard Palm 1951 in Wilhelmsdorf in Oberschwaben. Er wuchs in einem Pastorenhaushalt auf und besuchte mit 15 Jahren das evangelisch-theologische Seminar, um ebenfalls die Laufbahn eines Pfarrers einzuschlagen. Nach zwei Jahren verließ Palm indes das Seminar wegen großen Konzentrationsstörungen. Seit 1973 lebt und arbeitet er in Bethel.
Die Ausstellung läuft bis zum 10. April. Sie kann montags bis freitags von 8 bis 18 Uhr und samstags von 8 bis 12 Uhr besichtigt werden.

Artikel vom 25.01.2006