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Treffen »unter
den Linden«

Sat1 weiter mit Eigenproduktionen

Berlin (dpa). Schwere Teppiche auf Intarsienparkett, dunkle Möbel mit rotem Samt, Ölporträts blicken von den Wänden: Vor dieser Kulisse posiert Nina Bott im Jahrhundertwendekostüm für die Kameras.

Die Schauspielerin, bekannt aus der RTL-Dauerserie »Gute Zeiten, schlechte Zeiten«, spielt eine der Hauptrollen in der im Jahr 1906 spielenden Sat1-Serie »Unter den Linden« über die fiktive Schokoladen-Dynastie Gravenhorst. Gedreht wird die Geschichten derzeit in einem Studio in Berlin-Tempelhof. Die Ausstrahlung ist für den Herbst vorgesehen.
Trotz der enttäuschenden Zuschauerresonanz auf die ambitionierte Friseurserie »Bis in die Spitzen« und die Comedy »LiebesLeben« setzt Sat1 unter der Leitung von Geschäftsführer Roger Schawinski unverdrossen auf Eigenproduktionen - und hofft wohl auch, irgendwann an den Erfolg der Telenovela »Verliebt in Berlin« anknüpfen zu können. »Wir machen ziemlich viele Serien dieses Jahr«, sagt Sendersprecherin Kristina Faßler, darunter »Allein unter Bauern« mit Christoph M. Ohrt, eine Thrillerreihe oder pünktlich zur Fußball-WM eine Serie über Männer und Fußball, gedreht von Sönke Wortmann.
So etwas wie »Das Haus am Eaton Place« hat es lange nicht gegeben, heißt es bei Sat1 über »Unter den Linden«. Historisch soll dabei nicht gleich staubig sein. Erfolgsautor Christian Pfannenschmidt (»Girlfriends«) hat sich von der Geschichte Berlins inspirieren lassen, noch heute werden Schoko-Markennamen wie Rausch oder Erich Hamann mit der Stadt verbunden. Die Außenaufnahmen werden in Potsdam gedreht, nicht am Boulevard Unter den Linden.
»Die Figuren sind sehr gut gezeichnet«, findet Jaecki Schwarz (»Polizeiruf 110«), der den unkonventionellen Onkel Paul spielt. Ihm gefallen Requisite und Kostüm. »Da kommt der alte Trieb des Schauspielers, sich zu verkleiden, durch«, meint er.
Die Welt der Dienstboten liegt in den Kulissen unten, die der Herrschaften samt feinem Speisezimmer oben. Klasse und Konvention spielen auch in der Handlung, die sehr nach »Frauenstoff« klingt, eine Rolle: Familienspross Julius (Matthias Ziesing) bringt die mittellose Anna (Annekathrin Bach) mit nach Hause, nachdem seine Kutsche sie angefahren hat. Julius' Schwester Friederike (Nina Bott) setzt sich dafür ein, dass das Mädchen bleiben darf, bei den Dienstboten hat es Anna nicht leicht. Wie Friederike, die ein Verhältnis mit dem Kutscher hat, widersetzt sich auch ihr Bruder Alexander (Tim Sander) dem guten Ton und bandelt mit dem Personal an. Und dann haben die Gravenhorsts noch Geldnöte...

Artikel vom 25.01.2006