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Zank und Streit als Freunde lösen

Eltern-AG der Grundschule Amshausen sucht weitere Unterstützung

Von Annemarie Bluhm-Weinhold
Steinhagen-Amshausen (WB). Nicht, dass in der Pause ständig gerauft würde oder sich die Kinder im Unterricht anschreien - die Welt ist in Ordnung an der Grundschule Amshausen. Und das soll sie auch bleiben. Umso wichtiger ist Prävention, finden Amshausens Lehrer und Eltern, und die rechtzeitige Vorbereitung der Kinder auf konfliktreichere Zeiten, die ihnen, so darf man unterstellen, im weiteren Schulleben bevorstehen werden.

Und so trainieren 14 Väter und Mütter Woche für Woche das mit den Drittklässlern, was in der Fachsprache »Deeskalation« heißt und was an der Grundschule mit dem viel schöneren Begriff »Komm, lass uns Freunde sein« zusammenfasst. Das kann man übrigens auch singen - und genau das tun die Klassen 3 a und 3 b auch immer freitagmorgens um viertel vor acht, wenn sie zur AG-Stunde in der Aula und in der Turnhalle zusammenkommen. Danach wird gespielt - da wird dann Konfliktpotential deutlich gemacht, da werden Lösungen gesucht, Regeln festgelegt und das eigene Verhalten begutachtet. »Ziel ist es, den Zusammenhalt in der Klasse zu fördern und den Kindern die eigenen und fremden Grenzen und das eigene Verhalten vor Augen zu führen«, erklärt Peter Stockhecke, der, Vater eines Sohnes an der Grundschule Amshausen und Inhaber eines Scheins als Deeskalations-Trainer, die Idee zur Eltern-AG hatte. Das Projekt »Komm, lass uns Freunde sein« gibt es an etlichen Grundschulen im Kreis und auch in Steinhagen.
In weiten Teilen liegt es in Amshausen in der Hand von Eltern. Doch nicht minder engagiert als die Mütter und Väter ist Lehrerin Margret Künsebeck. Sie ist die Beratungslehrerin der Schule und fungiert als Ansprechpartnerin und fachliche Unterstützung der Gruppe. Seit einem Jahr gibt es die AG in Amshausen - und die Erfolge bleiben nicht aus. »Sie lassen sich natürlich nicht als große Aha-Effekte erzielen. Es geht ja um Gefühle, um innerliche Veränderungen in kleinen Schritten«, weiß sie. Als Beispiel nennt sie ein Mädchen, das sich vor einem Jahr nicht getraut hat, vor der ganzen Klasse den Mund aufzumachen, Scheu und Ängstlichkeit aber überwunden hat und nun munter im Kreis mitplaudert. Überhaupt: »Das Bewusstsein für Konflikte und den Umgang miteinander ist gewachsen«, sagt Margret Künsebeck. Und gewachsen sei auch die Erkenntnis, wie wichtig Regeln und Vorschriften sein können, sagt Peter Stockhecke: »Allerdings verstehen die Kinder das am besten, wenn sie selbst die Regeln aufstellen. Deren Einhaltung überwachen sie dann auch wie kleinen Polizisten, während sie sich an meine Regel, die Treppe nicht mit Geschrei hinunterzustürmen, keineswegs halten«, schildert er.
Bis zum Ende des vierten Schuljahrs wollen die Eltern die Kinder mit dem Training begleiten. Und: Vom Sommer an soll es auch in den neuen dritten Klassen »Komm, lass uns Freunde sein« heißen. »Ohne, dass weitere Eltern helfen, geht das allerdings nicht«, sagt Schulleiterin Annette Hellmann. Sie ruft deshalb Väter und Mütter zur Mitarbeit an dem Projekt auf.

Artikel vom 25.01.2006