25.01.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Orientkenner erneut gefragt

Berlins Botschafter in Bagdad spricht perfekt arabisch

Berlin (dpa). Nur fünf Wochen nach dem glücklichen Ausgang des Entführungsfalls Susanne Osthoff steht Deutschlands Botschafter im Irak, Bernd Erbel, erneut vor schwierigen Herausforderungen: Er soll alles für die Freilassung der beiden entführten Ingenieure tun. Schwer bewacht und doch äußerst gefährdet - die deutsche Botschaft in der irakischen Hauptstadt Bagdad.Foto: dpa

Schon im Fall Osthoff suchte der 58-Jährige den Kontakt zu möglichen Kidnappergruppen und geistlichen Führern. Nun sind die Fähigkeiten des ausgewiesenen Orientkenners erneut gefragt.
Der Botschafterposten in Bagdad gehört zu den gefährlichsten im Diplomatischen Dienst. Erbel wusste um die Einsatzbedingungen, als er im Sommer 2004 seine Koffer packte und als erster deutscher Botschafter seit 13 Jahren in die irakische Hauptstadt flog. Für ihn war und ist die Entsendung mitnichten eine Strafversetzung, sondern der bisherige Höhepunkt seiner drei Jahrzehnte langen diplomatischen Karriere.
Der gelernte Jurist kennt die Gepflogenheiten des Orients, spricht ausgezeichnet arabisch und gilt zudem als gelassen, humorvoll und uneitel - alles Eigenschaften, die ihm bei den Gesprächen mit den verschiedenen islamischen Gruppen in Bagdad zu Gute kommen. Er ist mit einer Libanesin verheiratet und Vater zweier Söhne und einer Tochter.
Erbel stammt aus Simmern im Hunsrück und studierte in München unter anderem Kultur und Geschichte des Nahen Ostens. Nach beiden juristischen Staatsexamen trat er 1975 in den Auswärtigen Dienst ein. Von 1977 bis 1981 arbeitete er an der Botschaft in Beirut, wo er die Gefahren des Bürgerkrieges kennenlernte. Dort traf er auch seine spätere Frau May. Anschließend war er als Diplomat in Saudi-Arabien, im Jemen und in Ägypten. Als ihn 2004 der Ruf nach Bagdad erreichte, war er im Außenamt Vize-Abteilungsleiter.
Wie kaum in einem anderen Krisenland unterliegt der Vertreter Deutschlands im Irak extremen Sicherheitsvorkehrungen. Erbel kann praktisch keinen Schritt ohne Personenschützer machen. Die Botschaft im Bagdader Stadtteil Mansur ist stark geschützt und auch seine Familie kann aus Sicherheitsgründen nicht in Bagdad leben. Die Meldungen über eine neuerliche Entführung deutscher Staatsbürger im Irak zeigen, wie begründet diese Schutzmaßnahmen sind.

Artikel vom 25.01.2006