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Unsichtbarer Luxus mitten
im türkisfarbenen Paradies
Exklusiver Urlaub auf der Malediven-Insel Kunfunadhoo im Baa-Atoll
Das ist noch ein wahrhaft puristisches Flugerlebnis: Sanft gleitet die Twin Otter über die türkisfarbene Lagune der Airport-Insel Hulhule, um sich dann gemächlich in den wolkenlosen Himmel über Male zu erheben.
Was ist spannender? Der Blick ins offene Cockpit, wo der Höhenmesser stetig der 1000-Fuß-Marke zustrebt -Êoder der Blick auf die Atolle, die wie eine Mischung aus Jade und Bernstein auf dunkelblauem Samt im Indischen Ozean liegen? Nach 30 Minuten setzt der blaugelbe Flieger wieder auf dem Wasser auf und macht an einem Ponton fest. Augenblicke später gleitet ein schneeweißes Boot heran, engelsgleich entschwebt ihm Nashath, die die Ankömmlinge bittet, doch die Schuhe auszuziehen. Diese wandern in Beutel, auf denen unmissverständlich steht: »No shoes, no news«.
Und damit ist schon klar: Urlaub auf der Malediven-Insel Kunfunadhoo im Baa-Atoll ist ein Robinson-Crusoe-Erlebnis auf Zeit, wobei es an Komfort nicht mangeln soll. »Unsichtbarer Luxus so nahe wie möglich an der Natur« lautet die Devise des zehn Jahre alten Resorts »Soneva Fushi«, welches sich im Dickicht des üppig grünen Waldes versteckt und so ganz anders ist als die anderen Ferienziele der Malediven. Die Villen sind weder aus der Luft noch vom Wasser aus auszumachen, umgekehrt hat man jedoch von jeder Veranda aus durch einen schmalen grünen Korridor den Blick auf Strand und Meer.
Kunfunadhoo ist mit 1400 Metern Länge eine der größten Inseln des Staates -Êund so hält das Resort für alle Gäste Fahrräder bereit, damit sie sich zügig zwischen Quartier, Restaurants, Hochzeitskapelle, Freiluftkino, Spa und Tauchzentrum bewegen können. Radelurlaub auf den Malediven - wer hätte das gedacht?
Soneva Fushi ist das Produkt der schwedischen Designerin Eva Shivdasani und ihres Mannes Sonu Shivdasani, die mit beeindruckender Konsequenz zeigen, dass auch strenge ökologische Kriterien die Urlaubsfreude keineswegs beeinträchtigen. Im Gegenteil: Die rustikalen Holzmöbel unter den weit ausladenden Funa-Bäumen sind bequem, das Frühstück mit frischem Obst, ayurvedischen Elixieren, maledivischem Fischcurry und einer geeisten Latte Macchiato der Auftakt zu einem wunderbaren Ferientag, wenn man denn in der Lage ist, zwischen 300 und 5000 Dollar pro Übernachtung zu zahlen.
Dafür begegnet man vielleicht Michael Schumacher, der seinen roten Ferrari auf der Insel genauso wie alle anderen gegen das schwarze Fahrrad getauscht hat -Êoder schnorchelt mit Yannick Noah am beeindruckenden Hausriff entlang, wo sich die Korallen schon wieder prächtig von den Folgen des El-Niño-Phänomens erholt haben. Ein großer Schwarm Füsilierfische, Picasso-Drückerfische, ein einsamer Rotfeuerfisch - das maritime Leben pulsiert.
Herr über die Insel ist der Deutsche Frank Wesselhoefft, der dem Wunsch der maledivischen Regierung, noch mehr als die vorhandenen 140 Betten anzubieten, widerspricht: »Die Politiker sehen das nur unter fiskalischen Aspekten. Wir könnten natürlich auch theoretisch Umsatz, Ertrag und Steueraufkommen steigern, aber das würde den Interessen unserer Gäste nach größtmöglicher Privatsphäre und Distanz zu den Nachbarn zuwiderlaufen.« In der Tat: Jedem Gast steht quasi ein geradezu riesiger Strandabschnitt zur Verfügung, auf den sich selten mal ein Spaziergänger verirrt. Da trifft es sich gut, dass auf Kunfunadhoo die Uhren eine Stunde vorgestellt werden und das Resort den Gästen damit seine eigene Sommerzeit und eine Stunde Sonne mehr pro Tag beschert.
Zwar können die Gäste den Tag bei hochwertiger internationaler Küche ausklingen lassen, am besten aber schmecken doch die maledivischen und indischen Spezialitäten. Sommelier Tillak Sinha, gebürtig von den Fiji-Inseln, kann dazu 700 edle Tropfen aus 15 Ländern anbieten und lädt auch regelmäßig zur Weinprobe in den Keller, der halb in den Korallensand eingegraben und so gekühlt ist, dass man lange Hosen, einen Pullover (und Schuhe!) benötigt. Wer zu den einheimischen Curries einen Wein trinken möchte, dem empfiehlt er Pinot aus dem Elsass, Riesling aus dem Rheingau oder auch einen badischen Grauburgunder. Enthält das Curry viel Chili, dann sollte man zu einem Gewürztraminer greifen. Zum Gelbflossen-Thunfisch hingegen passt durchaus ein Merlot oder ein Bordeaux.
300 Bedienstete sorgen sich um das Wohl der Urlauber -Êviele von ihnen wohnen auf der Nachbarinsel Eydhafushi. Wenige maledivische Resorts sind so eng mit einer lokalen Siedlung verbunden. Dort wird sogar Brot für das Resort gebacken. Thomas Albertsen

Artikel vom 04.02.2006