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Ausgeschlafen
zur ersten
Schulstunde

Späterer Start in der Praxis problematisch


Von Michael Schläger (Text) und Carsten Borgmeier (Fotos)
Bielefeld (WB). Morgens eine Stunde später in die Schule, fordert Baden-Württembergs Ministerpräsident Günther Oettinger (CDU) und hat damit eine bundesweite Diskussion ausgelöst. Doch »vor Ort«, in einer Stadt wie Bielefeld, wäre der spätere Schulanfang wohl nur schwerlich umzusetzen.
»Zumindest nicht, wenn am bisherigen System der Halbtagsschule festgehalten wird«, meint Gerd Kranzmann, Leiter des Helmholtz-Gymnasiums und Sprecher der Bielefelder Gymnasialdirektoren. Er verweist auf die Stundentafeln, die nach dem Willen der Landesregierung deutlich ausgedehnt werden sollen. 35 Wochenstunden werden künftig schon in den ersten Klassen der weiterführenden Schulen üblich sein. »Das bedeutet schon bei den jetzigen Anfangszeiten Schulschluss erst am frühen Nachmittag«, meint Kranzmann.
Aber nicht nur der Biorhythmus beeinflusst den Schulstart, auch der Fahrplan von »moBiel«. Die Verkehrsbetriebe drängen nach wie vor darauf, den Schulanfang in Bielefeld zu entzerren. Dann müssten am frühen Morgen weniger Fahrzeuge eingesetzt werden, könnten jährlich bis zu 500 000 Euro bei den Schülerfahrtkosten eingespart werden.
In Senne und in der Stadtmitte soll ein neuer Anlauf für einen späteren Schulstart genommen werden. Das käme den Oettinger-Plänen sicher entgegen. Aber manche müssen dank der flexiblen Schulanfangszeiten aus verkehrtstechnischen Gründen schon jetzt früher aufstehen. In Jöllenbeck etwa klingelt's um 7.30 Uhr zum Unterricht.
Da hilft nur eins: Früher ins Bett. Denn darin sind sich Experten einig: Nur wer ausgeschlafen ist, hat geringere Aufmerksamkeitsdefizite. Wer ausreichend schläft, kann das wichtige letzte Schlafdrittel genießen. Erst in dieser Phase nämlich werden komplexe Lernvorgänge im Gedächtnis festgeschrieben.

Artikel vom 25.01.2006