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Damit die Pfeifen wieder sauber klingen

36 Jahre alte Steinmann-Orgel in Bockhorster Dorfkirche wird zurzeit grundlegend überholt

Versmold-Bockhorst (hj). Die Orgel gilt als »Königin der Instrumente« und muss besonders gepflegt werden. Spätestens 15 Jahre nach Einbau sollte sie generalüberholt werden. Staub setzt sich nicht nur auf der Oberfläche ab, sondern dringt in den Orgelkörper, in die Mechanik und natürlich in die Pfeifen ein. In der Bockhorster Dorfkirche wird derzeit die Steinmann-Orgel grundlegend gereinigt.

Firmenchef Jan H. Steinmann ist gemeinsam mit seinem Mitarbeiter Frank Wilmsmann vor Ort, um die Reinigung vorzunehmen. 1970 baute die Firma Steinmann aus Vlotho die Orgel für die Bockhorster Kirche, nachdem die alte Orgel aus dem Jahre 1893 baufällig geworden war.
1991 wurde die erste Reinigung unternommen. »Jetzt reinigen wir nicht nur, sondern wechseln auch Verschleißteile aus«, sagt Jan Steinmann. Der Urenkel des Firmengründers Gustav Steinmann - die Orgelbaufirma wurde 1910 in Vlotho gegründet - schaut genau hin: »Wir müssen alle etwa 930 Pfeifen ausbauen, einzeln reinigen und mit Druckluft ausblasen. Das kostet sehr viel Zeit«, weiß der Fachmann. Doch dieser Aufwand muss sein. »Staub in den Pfeifen stört die Mechanik«, weiß auch Kantor Andreas Schnell, der sich oft in der Kirche blicken lässt und den Orgelbauern über die Schulter schaut. Als Musiker weiß er, wenn eine Orgel in den Stimmlagen nicht mehr richtig »stimmt«, dann muss etwas geschehen.
Für die Orgelbauer gehört die Generalüberholung einer Orgel zum täglichen Geschäft. Je kleiner allerdings die zu reinigenden Pfeifen werden, desto größer wird der Aufwand. »Wir müssen darauf achten, dass die Austrittsöffnungen, und seien sie auch noch so klein, äußerst penibel gereinigt werden«, weiß Jan Steinmann aus Erfahrung. Auch bei der größten Pfeife, ein 16-Fuß-Register mit einer Länge von 2,40 Meter, sind die Fachleute genau. »Die Orgel wird, falls sie länger nicht gereinigt wird, ihren Klang verändern«, weist Steinmann darauf hin, dass eine Grundüberholung sehr wichtig ist. »Ansonsten ist sie nicht mehr zu gebrauchen.« Auch Kantor Schnell hörte schon, dass sich das Klangbild »seiner« Orgel verändert hatte. »Sie sprach nicht mehr so an wie sonst. Das merkt man als Orgelspieler schon.« Und wenn dieser schleichende Prozess nicht gestoppt werde, entstehe größerer Schaden für die gesamte Orgel.
Auch der Hauptmagazinbalg wurde von den Orgelspezialisten überprüft und neu überzogen. Der Magazinbalg in der Bockhorster Orgel ist ein Balg, der den Wind von den Schöpfbälgen oder dem elektrisch betriebenen Schleudergebläse her erhält, ihn speichert und in gleichmäßigem Druck abgibt. »Wir haben ihn mit Ziegenleder neu bezogen. Das hat nichts mit Aussehen oder Styling zu tun«, erklärt Fachmann Jan Steinmann, »sondern mit der Mechanik. Schließlich sollen alle Pfeifen, die durch Druck der Tasten auf dem Manual ertönen sollen, gleichmäßig mit Luft versorgt werden, damit sie ihre Töne abgeben.«
In der nächsten Woche sollen die Arbeiten der Fachleute an der zweimanualigen Orgel abgeschlossen sein. Ihre erste Bewährungsprobe nach der Reinigung erhält die Orgel dann am 21. März bei einem Konzert zum Geburtstag von Johann Sebastian Bach. Dann erklingen Lieder des Komponisten für Orgel und Trompete um 20 Uhr in der Dorfkirche.

Artikel vom 25.01.2006