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Für »Ambassador-Club«
neuer Betreiber gesucht

Nachtlokal am Sparrenberg hat Kultcharakter

Von Jürgen Rahe
Bielefeld (WB). Das traditionsreiche Abend- und Nachtlokal Ambassador-Club (AC) ist wieder zu haben. Der jüngste Betreiber, Olaf Wieschebrock (34), hat sich schon nach kurzer Zeit aus dem AC zurückgezogen.

Mit einem Mix aus altem Flair und neuer Eleganz wollte Event-Manager Wieschebrock den Club zu neuer Blüte führen (das WESTFALEN-BLATT berichtete). Dass das Tanzlokal-Unternehmen aber bereits nach wenigen Wochen scheiterte, lag an einem kaum zu glaubenden, aber im Grunde simplen Tatbestand: Dem neuen Betreiber fehlte die entsprechende Konzession zum Führen des Lokals. Ein Antrag wurde nicht gestellt.
Wie Manfred Deuker, stellvertretender Ordnungsamtsleiter, dem WESTFALEN-BLATT erklärte, war der Ambassador-Club zuletzt als Schank- und Speisewirtschaft genehmigt. Nachdem sich die Familie Bickhoff, Eigentümer des Objektes am Sparrenberg 2, im vorigen Jahr aus dem operativen Geschäft zurückgezogen und die Konzession abgemeldet hatte, wäre der neue Betreiber jetzt verpflichtet gewesen, bei der Stadt einen Antrag auf Gaststättenerlaubnis zu stellen. Nicht nur das: Der Wechsel von Schank- und Speisewirtschaft auf ein Tanz- und Musiklokal ist gleichbedeutend mit einer Nutzungsänderung. Deuker: »Und hier muss das Bauordnungsamt eingeschaltet werden. Erst wenn die Kollegen dort Dinge wie Schallschutz oder Notausgänge ohne Beanstandung unter die Lupe genommen haben, können wir die kostenpflichtige Konzession erteilen.«
Im Falle Wieschebrock wurde bei der Stadt indes nur ein so genannter Gestattungsantrag gestellt - Amtsdeutsch! Übersetzt heißt das: Eine Erlaubnis unter erleichterten Voraussetzungen. Deuker: »Solch eine Erlaubnis wird von uns schon mal für eine einzige Veranstaltung erteilt. Eine Dauerlösung zum Betreiben eines Lokals kann das aber garantiert nicht sein.«
Für Branchenkenner ist der überraschende Rückzug von Olaf Wieschebrock ein Zeichen dafür, dass das neue Club-Konzept nicht aufging. Es seien einfach zu wenige Gäste gekommen, heißt es. Logisch, dass sich Wieschebrock da schnell von dem Objekt trennte, zumal er - so seine Darstellung - »hier ohnehin einen dreimonatigen Probelauf vereinbart hatte.«
Hermann Bickhoff, 1965 Mitgründer und nach wie vor Eigentümer des AC, ist indes nicht gerade begeistert gewesen von dem schnellen Rückzug. Gleichwohl rührt der 73-jährige Alt-Gastronom kräftig die Werbetrommel in eigener Sache: »Wer in das Objekt neu einsteigt, kann sich eine gute Existenz aufbauen. Hier denke ich nicht zuletzt an junge engagierte Menschen. Schließlich war ich damals beim AC-Start ja auch gerade erst mal Anfang 30.«
Der Bielefelder Musikexperte und Chef des Vereins »Beat Club 66«, Manfred Kuhlmann (53), glaubt allerdings, dass der Ambassador-Club nur in Verbindung mit Oldiemusik gebracht werden kann. »Eine neuartige junge Musikszene an diesem historischen Standort unterhalb des Bielefelder Wahrzeichens, der Sparrenburg, ist für mich fast undenkbar.«
Kuhlmann wird übrigens am Freitag, 10. Februar, den Gastgeber im Ambassador-Club spielen. Seine einmalige Oldieveranstaltung ist behördlich genehmigt und soll musikalisch die 60er Jahre wieder aufleben lassen. Kuhlmann meint ebenso selbstbewusst wie salomonisch: »Für mich sind in der Rock- und Popgeschichte die sechziger Jahre das Nonplusultra gewesen. Ob Beatles, Rolling Stones oder Searchers - wer wollte schon an diese Topbands heranreichen.«
Ob für ihn ein weitergehendes Engagement im Bielefelder KultLokal denkbar ist, lässt Kuhlmann offen. »Man kann über alles reden. Jetzt aber möchte ich erst einmal am 10. Februar im AC die ÝSixties Beat PartyÜ erfolgreich über die Bühne bringen.«

Artikel vom 25.01.2006