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Schüco verlässt Leopoldshöhe

Kunststofffenster-Produktion soll verkauft werden -Ê460 Mitarbeiter

Von Bernhard Hertlein
Bielefeld/Leopoldshöhe (WB). Schüco will sich von seiner Produktion kompletter Fenstern und Türen aus Kunststoff trennen. Die Bielefelder verhandeln derzeit mit der Firma Hilzinger aus dem oberrheinischen Willstätt über einen Verkauf der beiden Fertigelemente-Werke in Leopoldshöhe und in Großkugel bei Leizpig.
Gut ein Vierteljahrhundert nach Inbetriebnahme verlässt Schüco wieder seinen Fertigelemente-Standort in Leopoldshöhe. Betroffen sind hier 300 Mitarbeiter. Das Foto zeigt den Betrieb im Jahr 1993. Foto: Schüco

Mit den beiden Produktionsstätten wird Schüco zugleich auch den Vertrieb kompletter Fenster und Türen aufgeben. Damit vermeiden die Ostwestfalen künftig die bisherige direkte Konkurrenz mit ihren Hauptkunden, die in Bielefeld die Profile einkaufen und nach dem Schüco-System selbst zusammenbauen. Dirk U. Hindrichs, geschäftsführender Gesellschafter: »Für uns wurde es zunehmend schwieriger, Fertigelemente zu vermarkten, die auch von unseren Systemkunden angeboten werden.« Insgesamt zählen die Ostwestfalen weltweit 12 000 solcher Partnerbetriebe.
Die Verhandlungen mit Hilzinger sind so weit fortgeschritten, dass beide Seiten bereits eine entsprechende Absichtserklärung (»letter of intent«) unterzeichnet haben. Betroffen von dem Verkauf wären 460 Beschäftigte, davon gut 300 in Leopoldshöhe bei Bielefeld. Sie erzielten nach Angaben von Firmensprecher Thomas Lauritzen zuletzt einen Umsatz von 55 Millionen Euro. Dies entspricht etwa vier Prozent des Gesamtumsatzes der Schüco International KG in Höhe von 1,3 Milliarden Euro. Der Konzern zählt insgesamt 4490 Mitarbeiter.
Lauritzen zufolge wird Hilzinger die bestehenden Arbeitsverträge übernehmen. Im Vertrag werde die Fortführung der Elemente-Herstellung nach dem Schüco-System festgeschrieben. Ein Wechsel könne frühestens in zehn Jahren erfolgen. Somit wechsle durch den geplanten Verkauf nur der Inhaber: »Produkte, Produktion und Vertrieb bleiben erhalten.« Als Termin für den Vertragsbeginn wird der 1. Juli 2006 angestrebt.
Der Kunststofffenster-Hersteller Firma Hilzinger ist vor 32 Jahren von Helmut Hilzinger gegründet worden. Heute zählt er mit 560 Beschäftigten an 23 Standorten zu den Marktführern in Europa. Trotz rückläufigen Marktes konnte das Familienunternehmen seinen Umsatz seit 2000 verdoppeln. Auch im vergangenen Geschäftsjahr legte Hilzinter wieder ein Mal zweistellig zu. Mit der geplanten Übernahme rückt Hilzinger endgültig in die Spitzengruppe auf.
Schüco hat seine Kunststofffenster-Produktion 1980 in Leopoldshöhe gestartet. Vierzehn Jahre später wurde ein weiteres Fenster-Werk im sächsischen Großkugel in Betrieb genommen. Auf zehn Fenster kommt etwa eine Tür.
Der Bauelemente-Markt ist allgemein seit Jahren rückläufig. Insbesondere bei Kunststofffenstern herrscht ein enormer Preisdruck. Firmenintern schafft Schüco einen gewissen Ausgleich durch das neue boomende Geschäftsfeld Solar.

Artikel vom 24.01.2006