Auch Deutschland wird zur Kältekammer - Die Zoos schützen ihre Tiere
Bielefeld/Hamburg (WB/wosch/dpa). Sibirien rückt näher - zumindest, was die eisigen Temperaturen betrifft. Mit fast 35 Grad minus wurde gestern Morgen am Funtensee in Bayern ein Wert gemessen, wie er sonst in der Kältekammer Russlands üblich ist. Bei den eisigen Temperaturen freuen sich auch die Tiere über eine warme Decke.
Die eisige Faust des Winters umklammert Deutschland auch in den kommenden Tagen. Zwar soll es morgen vorübergehend ein wenig wärmer werden und es könnten ein paar Schneeflocken fallen. »Doch schon zum Wochenende sorgt eine neue Kaltfront für sibirische Verhältnisse«, sagt Meteorologe Franz Josef Molé vom Wetteramt in Essen voraus. Dann werden vermutlich erneut eine Reihe von Autobatterien schlapp machen. Just deshalb haben die Pannenhelfer in diesen Tagen alle Hände voll zu tun. »Batterien mit einem Alter von fünf bis sechs Jahren sind bei diesen Temperaturen besonders gefährdet. Die geben den Geist auf. Und das vor allem ohne jede Vorwarnung.« Peter Harms, in Dortmund ansässiger Teamleiter des ADAC für Ostwestfalen-Lippe, warnt davor, den Stromspeicher aus Vorsorge auszubauen und mit in die warme Wohnung zu nehmen. »Vor allem bei neueren Autos kann das dazu führen, dass die Elektronik am nächsten Morgen komplett durcheinander gerät.« Bei vereisten Türen oder Schlössern helfe dagegen immer noch die althergebrachte Wärmflasche am besten. Auf den Straßen dagegen gibt es bei der trockenen Kälte kaum Probleme. »Alles läuft reibungslos, keine besonderen Vorkommnisse«, sagte gestern ein Sprecher der Polizei-Leitstelle beim Regierungspräsidenten in Detmold. Für die Binnenschifffahrt wird Treibeis zunehmend zum Problem. Nachdem im Osten die Oder bereits seit Tagen für die Schifffahrt gesperrt ist, soll wegen zusammengeschobener Eisschollen auch der Rhein-Main-Donau-Kanal von heute an zwischen Nürnberg und Berching/Oberpfalz gesperrt werden. Von der Elbe meldete das Wasser- und Schifffahrtsamt Lauenburg in Dömitz (Mecklenburg-Vorpommern) Treibeis. Trockene Kälte bei konstanter Temperatur bereitet der Bahn weniger Sorgen als extreme Temperaturschwankungen. Weichen werden beheizt. Starker Frost allerdings kann zu Gleisbruch führen - wie am Sonntag bei der S-Bahn in Berlin. Trockene Kälte wie jetzt führt auch bei Flugzeugen zu keinerlei Problemen. Gefährlich seien nur gefrierender Regen und Vereisung, sagte ein Lufthansa-Sprecher. Die frostigen Temperaturen setzen derzeit auch den Zootieren zu. Gestrichene oder verkürzte Auslaufzeiten und höher gedrehte Heizungen seien an der Tagesordnung, hieß es in den Zoos in Osnabrück, Münster und Hannover. »Die Elefanten bekommen sonst Frostbeulen an den Ohren, und die Flamingos würden auf dem zugefrorenen Teich Schlittschuh laufen«, sagte Osnabrücks Zoodirektor Wolf Everts. Schmerzhaft endete gestern für einen Schüler im oberfränkischen Selb ein eiskalter Lecktest: Als der Zehnjährige den Raureif von einem Laternenpfahl ablecken wollte, fror er in Sekundenschnelle mit seiner Zunge an dem Metallpfosten fest. Erst Sanitäter, die warmes Wasser auf die Zunge träufelten, konnten den Zehnjährigen aus seiner Lage befreien.
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