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Kiefer im Viertelfinale:
»Jetzt ist alles möglich«

Australian Open: Haas liefert Federer ein großes Duell

Melbourne (dpa). Die Wege der beiden besten deutschen Tennis-Profis bei den Australian Open in Melbourne haben sich auf dramatische Weise getrennt. Thomas Haas stand dicht vor der Sensation gegen den wankenden Tennis-Riesen Roger Federer, Nicolas Kiefer ist nahe dran an seinem besten Grand-Slam-Ergebnis.

Während Haas trotz einer Gala-Vorstellung den Fünfsatz-Krimi gegen den Titelfavoriten aus der Schweiz nach 2:58 Stunden mit 4:6, 0:6, 6:3, 6:4, 2:6 verlor und im Achtelfinale ausschied, kann Kiefer erstmals den Sprung ins Halbfinale eines Grand-Slam-Turniers schaffen, wenn er morgen gegen den Franzosen Sebastien Grosjean gewinnt.
Mit dem Matchball von Federer um 00:29 Uhr Ortszeit war für Haas das Ende seiner Australien-Reise besiegelt. Es war trotz der knappen Niederlage ein vielversprechender Start in die Saison. Im dritten Vergleich mit dem weltbesten Spieler binnen drei Wochen brachte der gebürtige Hamburger das Tennis-Denkmal gehörig ins Wanken. Als bislang einziger Spieler nahm er dem Topgesetzten im Verlaufe des Turniers nicht nur einen, sondern gleich zwei Sätze ab.
»Die Nummer eins in den fünften Satz zu puschen, das war schon klasse. Ich habe sehr gutes Tennis gespielt«, sagte Haas, »aber am Ende hat er fast keine Fehler mehr gemacht. Er ist einfach zu gut.« Unschlagbar war Federer an diesem Abend nicht. Die Partie schien nach 0:2-Satzrückstand schon gelaufen zu sein, doch der Deutsche schaffte noch das 2:2. Im fünften Durchgang zeigte dann Federer seine Extra-Klasse.
Während Haas die Koffer packen musste, will Nicolas Kiefer noch lange auf der Erfolgswelle reiten. »Jetzt ist alles möglich«, sagte der Hannoveraner nach seinem 7:6 (7:5), 6:3, 6:3-Erfolg über den Argentinier Juan Ignacio Chela. Nach drei Erstrunden-Niederlagen in Serie schaffte er erstmals seit sechs Jahren wieder den Sprung ins Viertelfinale.
»Mir ist ein Stein vom Herzen gefallen«, sagte Kiefer, und jeder konnte es sehen: Nach dem Matchball ballte er die Fäuste, sprang wie ein JoJo auf und nieder und griff sich an den Kopf. Konnte das bereits der 300. Sieg seiner Karriere und der 50. in einem Grand- Slam-Match gewesen sein? Kiefer ist schon 28 Jahre alt, doch über das Viertelfinale bei Grand-Slam-Turnieren (1997 Wimbledon, 1998 Australian Open, 2000 Australian Open und US Open) ist der frühere Weltranglisten-Vierte (Januar 2000) nie hinaus gekommen.
Nachdem er sich in den ersten zwei Runden »brutal durchgekämpft« hatte, spielte Kiefer ein nahezu perfektes Match gegen Ferrero. Auch gegen Chela ging er volles Risiko und gab erstmals keinen Satz ab. Grosjean ließ er schon wissen: »Ich bin noch weit entfernt von meiner Bestform.«
Herren-Einzel, Achtelfinale: Nicolas Kiefer (Hannover/21) - Juan Ignacio Chela (Argentinien) 7:6 (7:4), 6:3, 6:3; Roger Federer (Schweiz/1) - Thomas Haas (Hamburg) 6:4, 6:0, 3:6, 4:6, 6:2; Nikolaj Dawidenko (Russland/5) - Dominik Hrbaty (Slowakei/12) 4:6, 4:6, 6:4, 6:2, 6:3; Sebastien Grosjean (Frankreich/25) - Paul-Henri Mathieu (Frankreich) 7:5, 6:2, 6:2
Damen-Einzel, Achtelfinale: Patty Schnyder (Schweiz/7) - Anastasia Myskina (Russland/12) 6:2, 6:1; Amelie Mauresmo (Frankreich/3) - Nicole Vaidisova (Tschechien/16) 6:1, 6:1; Martina Hingis (Schweiz) - Samantha Stosur (Australien) 6:1, 7:6 (10:8); Kim Clijsters (Belgien/2) - Francesca Schiavone (Italien/13) 7:6 (7:5), 6:4

Artikel vom 24.01.2006