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Sterne, die sich verpassen

Uraufführung stellt Freundschaft auf den Prüfstand


Von Burgit Hörttrich
Bielefeld (WB). Es ist ein junges Stück, aber kein Jugendstück. 2003 wurde »Sterne« von Anja Hilling (31) auf dem Stückemarkt des Berliner Theatertreffens mit dem Preis für junge Dramatik ausgezeichnet - für die Bühne inszeniert wurde es aber bisher noch nicht. So kann das Theater Bielefeld am Samstag, 28. Januar, im TAMzwei die Uraufführung des inzwischen begehrten Stückes »Sterne« bieten.
Anja Hilling studiert zwar noch, hat aber inzwischen ihr fünftes Stück geschrieben, wurde 2005 bei der Kritikerumfrage des Fachorgans »Theater heute« zur »Nachwuchsautorin der Saison« gekürt und gilt schon lange nicht mehr als »Geheimtipp«.
In Szene gesetzt wird »Sterne« von Daniela Kranz, die auch bereits Hillings Stück »Mein junges idiotisches Herz« inszeniert hat und auch die Regie im bislang letzten Werk »Bulbus« in Wien übernimmt. Daniela Kranz sieht sich als eine Art »Ko-Repetitor, der die Noten von Anja Hilling lesen kann«. Denn es passiere viel zwischen den Worten, von denen der Autorin jedes einzelne wichtig sei. Sie schreibe knappe Dialoge, arbeite mit Auslassungen, Schweigen, dennoch hätten ihre Figuren ein eigenes, besonderes Leben, hätten »etwas zu erzählen«.
Die Geschichte: Susann und Anton, Jana und Kalle blicken in einer sternenklaren Nacht von einer Wiese mit einem Apfelbaum in den Himmel. Die vier Freunde theoretisieren, schwärmen, schweigen, streiten. Irgendwann will Susann nicht mehr. Sie steigt auf den Baum und kommt nicht mehr lebend herunter. Ob sie gestürzt ist oder absichtlich sprang, bleibt nicht die einzige offene Frage nach ihrem Tod, mit der sich die verbleibende Gruppe auseinandersetzen muss. Zwischen Wäschewaschen und Reisen, zwischen Treppenhaus und Badewanne steht ständig die Frage: »Was will man - nach dem Tod oder im Leben?« In allen Begegnungen der Drei ist die vierte Stimme immer dabei - als Fehlende und doch Anwesende. An ihr sortiert sich Freundschaft neu. Denn »wenn sich die Sterne verpassen, dann bleiben sie allein. Für die nächsten paar Lichtjahre.« Daniela Kurz betont, dass die Autorin keine platte Jugendsprache benutze, sondern poetische Erfindungen liebe, »theatertauglich« schreibe. Daniela Kranz: »Die Geschichte ist lebendig, aber ohne einen Fernsehrealismus.«
Es spielen Claudia Mau, Viola Pobitschka, Matthias Beitmann und Sebastian Thrun.
Nach der Uraufführung, zu der auch Anja Hilling kommt, gibt es weitere Vorstellungen am 29. Januar, am 1., 2., 15., 16. und 24. Februar; am 15. und 16. Februar gibt es zwei Zusatzvorstellungen jeweils um 11 Uhr.

Artikel vom 25.01.2006