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Verdamp lang herBAP feiert sein Jubiläum in Bielefeld und Beverungen
Bielefeld/Beverungen. Es ist »verdamp lang her«, dass sich eine der erfolgreichsten Rockbands Deutschlands gründete: BAP feiert sein 30-Jähriges. Zwar dachte 1976 bei den kölschen Jungs noch keiner an einen Platz im Rock-Olymp. Es ging eher darum, »einen Kasten Bier leer zu proben«. Aber seit ihren ersten Plattenveröffentlichungen schrieb die Kölner Kultband Musikgeschichte. Legendär sind auch die mehrstündigen Konzert-Events (minutenlange Fangesänge inbegriffen), von denen jetzt zwei im Rahmen der Jubiläumstour in der Region anstehen: am Donnerstag, 6. April, 20.30 Uhr, im Ringlokschuppen Bielefeld und am Freitag, 6. Mai, 20 Uhr in der Stadthalle Beverungen.
In »Dreimal zehn Jahren«, so der Titel der Tour, haben sich unzählige Klassiker und Charterfolge angesammelt, von »Ne schöne Jross« über »Aff und zo« bis »Amerika«. Und die gibt es jetzt alle frisch gemischt vom aktuellen BAP-Fünfer: Werner Kopal, Helmut Krumminga, Michael Nass, Jürgen Zöller und natürlich ihrem Frontmann, dem Dichter und Sänger Wolfgang Niedecken. Fans können sich auf eine unverbrauchte Einheit alter und neuer Songs freuen.
Stillstand war nie die Sache von BAP. In ihren 30 Jahren hat sich die Band immer wieder gehäutet und neu gefunden, war mal größer, mal kleiner. Trotzdem ist sie sich immer treu geblieben. Bodenhaftung, Gradlinigkeit und Glaubwürdigkeit sind Markenzeichen, die diese Gruppe in Zeiten eines hektischen Musikgeschäftes einzigartig machen. Das internationale »Live 8 Magazin« titelte: »BAP - kleiner Name, aber großer Sound, große Lieder, große Ideen.«
Rübergebracht wurden sie stets in der Heimatsprache. Mit BAP (von Bapp = Vater) wurde »Kölsch« aus seiner Provinzialität gerissen und galt fortan als Sprache eines aufgeklärten, menschenfreundlichen Denkens. In den 80er und 90er Jahren durchbrach BAP mit seinen Songs nicht nur Landesgrenzen, sondern wurde selbst in China und in der UdSSR als ein »wahres Stück Köln« gefeiert.
Zu Zeiten zweier deutscher Staaten sorgten die offenen Worte von »Deshalv spill' mer he« sogar für einen politischen Eklat. Als BAP sich trotz Drohungen des Parteikaders nicht davon abhalten ließ, ihren musikalischen Friedensgruß spielen zu wollen, wurde die bereits ausverkaufte DDR-Tour verboten und abgesagt.
Es war ein kölsches Lied, das die SED so herausfordern konnte. Warum sollte Niedecken deshalb also heute in einer anderen Sprache texten und singen? »Ahnunfürsich« ist so schließlich »alles im Lot«. »Maat et joot!« Gerne auch noch »Dreimohl zehn Johre«.bec

Artikel vom 10.02.2006