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»Düm, dum« - perfekt
gesungen mit Humor

»A-cappella-Nacht« mit »Intermezzo« und den »Mädels«

Von Thomas Bertz (Text und Fotos)
Bielefeld (WB). Mit einem im wahrsten Sinne des Wortes stimmungsvollen Abend endete jetzt das Bielefelder Vocal-Festival mit der zweiten »A-cappella-Nacht« des Jugendkulturrings im Ringlokschuppen. Die beiden Formationen »Mädels« und »Intermezzo« sorgten mehr als zweieinhalb Stunden lang für Begeisterung.

Den Anfang machten »Mädels«, eine Gruppe junger Damen aus Dresden, die auf den Plakaten und Eintrittskarten noch als »Nonets« angekündigt waren, sich aber umbenannt haben. Die fünf begeisterten mit tiefen Ausschnitten und kurzen Röcken nicht nur optisch, sondern bewiesen bei gecoverten Liedern wie »Sweet Dreams« und »Toxic« von Britney Spears auch stimmlich, dass sie nicht umsonst als Europas beste weibliche A-cappella-Gruppe gelten. Vor allem Mary, die als »Bass-Stimme« den Rhythmus vorgibt und somit die schwerste Aufgabe hatte, überzeugte vollkommen mit durchdringenden »Düms« und »Dums«.
»Mit einem Mann kann ja jeder den Bass besetzen«, schmunzelte Sängerin Bine, die charmant durch das bunt gemischte Programm der Damen führte. Denn zusätzlich zu weiteren Cover-Songs wie Silvers »Turn the tide«, der auch in dieser Vortragsweise discotauglich war, und Herbert Grönemeyers »Halt mich«, das die fünf unnachahmlich in fünf unterschiedlichen Gesangsparts präsentierten, sangen die »Mädels« auch selbstgeschriebene Lieder.
Eingängige, poppige Melodien, an denen teilweise »Prinzen«-Sänger Tobias Küntzel mitgewirkt hat, kombiniert mit schlagerähnlichen Texten: Das ist der typische »Mädels«-Song. Wobei die Grenze zum Schlager nie überschritten wurde, weil im letzten Moment stets die textliche humorvolle Handbremse gesetzt wurde.
An der Grenze bewegte sich mitunter auch die zweite Gruppe, des Abends, »Intermezzo«. In dem perfekt choreographierten Auftritt bewegten sich die Sänger mitunter an der Grenze zum Klamauk - etwa bei den diversen Strip-Einlagen. Aber stimmlich machten die Herren das mehr als vergessen. Auch bei »Intermezzo« stach die Bass-Stimme von Clemens Schmuck, dem einzigen Deutschen in der niederländischen Combo, aus dem Vortrag hervor. Als »Beatbox« begeisterte Schmuck, besonders bei »Prince« Kiss, bei dem er sofort aus dem Rhythmus in die Gesangsstimme wechselte. Traumhaft, ein Mann mit Plattenspieler und Orchester im Mund.
Mit eigenwilligen Arrangements verzauberten die vier ihre Zuhörer. So drehten sie »I shot the sheriff« durch den Mixer, indem sie es nicht nur als 50er-Jahre-Schnulze, sondern auch in einer Art Mönchsgesang präsentierten.
Und so wie die vier Sänger immer wieder die Outfits wechselten, zeigten sie auch altbekannte Lieder in neuem Gewand. Etwa »Rockin all over the world« von »Status Quo« oder den »Final Countdown« von »Europe« als ein mittelalterliches Menuett. Da wird dann auch Cindy Laupers Klassiker zu »Girls just wanna have falalala« . . .
Auch das klassische A-cappella zeigten die vier Gesangsmeister - auf ihre eigene humorvolle Art, denn zu den »Comedian Harmonists« gehört wohl auch das typische Rauschen der Schellack-Platte. Zu gerne würden die begeisterten Zuhörer beide Bands in einem Einzelkonzert wiederhören.

Artikel vom 23.01.2006