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»Dresdner« beteiligt
an Auschwitz-Baufirma

Studie: Offene Mittäterschaft an NS-Diktatur


Frankfurt (Reuters). Die Dresdner Bank war einem Bericht des »Spiegel« zufolge laut einer historischen Untersuchung stärker in das NS-Regime in Deutschland verstrickt als bisher bekannt. So sei die Bank Großaktionär des Baukonzerns Huta gewesen, der mindestens zwei der Krematorien im Konzentrationslager in Auschwitz gebaut habe, berichtet das Nachrichtenmagazin.
Es beruft sich dabei auf ein von dem Historiker Klaus-Dietmar Henke herausgegebenes, fast 2400 Seiten starkes Werk über die »Dresdner Bank im Dritten Reich«, das der Bank eine »offene Mittäterschaft« an der nationalsozialistischen Diktatur zumesse. Überdies habe die Dresdner Bank der SS mehr Geld geliehen als bekannt und sei praktisch die Hausbank der paramilitärischen Polizeitruppe der regierenden NSDAP gewesen.
Eine Forschergruppe hatte seit 1997 die NS-Geschichte der Bank untersucht. Dresdner-Bank-Chef Herbert Walter sagte einem Sprecher der Bank zufolge: »Wir akzeptieren diese Wahrheiten, auch wenn sie sehr wehtun.« Dem »Spiegel« sagte er, die Geschichte der Bank im Dritten Reich erscheine »in einem überaus kritischen Licht.« Der Herausgeber der Studie kommt zu dem Schluss, die Bank trage »moralische Verantwortung für die Verwicklung in das Geschehen von Auschwitz«.
Der an der Untersuchung ebenfalls beteiligte Wirtschaftshistoriker Johannes Bähr geht davon aus, dass die Führung der Bank über die Vernichtungslager und den Massenmord an den Juden Bescheid wusste. Die Dresdner Bank habe der SS Kredite über 47 Millionen Reichsmark gewährt. Die Untersuchung soll im Februar veröffentlicht werden.

Artikel vom 23.01.2006