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Thomas Haas hat vom Trainerwechsel profitiert.

Ein schwedischer
Tennis-Glücksfall

Erfolgstrainer Thomas Hogstedt

Melbourne (dpa). Er ist kein Mann großer Versprechen. Aber Thomas Hogstedt leistet vielversprechende Arbeit. Der stets besonnene Schwede hat dafür gesorgt, dass bei den Australian Open erstmals zwei deutsche Tennisprofis gleichzeitig die erste Turnierwoche überstanden haben.

Das gab es nicht einmal zu Zeiten eines Boris Becker und Michael Stich. Nach zwei Jahren als Trainer von Nicolas Kiefer ist der 42-Jährige kurz vor Weihnachten zu Thomas Haas gewechselt und hat den Erfolg mitgenommen. Dabei hatte der in der 15 000 Einwohner zählenden Provinzstadt Mariestad aufgewachsene Hogstedt dem nach neuer Motivation suchenden Haas keine Wunder versprochen.
Ganz im Gegenteil: »Hör zu«, hatte ihm der als Profi selbst zu den besten 40 zählende Familienvater nach den ersten Trainingseinheiten gesagt, »es kann sein, dass wir die ersten drei Monate kein Spiel gewinnen. Aber du musst immer positiv sein.« Dass es anders kam, verwundert nicht wirklich.
Schon in den zwei Jahren mit Kiefer hatte der ruhige und gelassene Hogstedt bewiesen, wie man einen von Rückschlägen entmutigten und in der Weltrangliste durchgereichten Spieler wieder flott bekommt. »Ich habe ihm viel zu verdanken. Aber wir waren beide der Meinung, dass für meine nächste sportliche Stufe eine veränderte Trainingsführung hilfreich ist«, erklärte Kiefer im November nach der »Trennung in bestem Einvernehmen«, die für Haas ein Glücksfall war.
»Der Mann hat gute Ideen und kann mich zurück unter die Top Ten bringen«, meint der in Hamburg geborene Haas, dem die nordische Mentalität seines Trainers sehr entgegen kommt: »Wenn ich mich auf dem Platz aufrege und sauer bin, schaue ich zu ihm. Er strahlt immer so eine innere Ruhe aus.« Um diese Souveränität, sich nicht aus dem Konzept bringen zu lassen und dadurch Selbstvertrauen und Sicherheit auszustrahlen, bemüht sich Haas zusehends - mitunter sogar erfolgreich.
»Nicolas und Tommy haben beide das Potenzial, um mindestens unter den Top 15 zu stehen und um die großen Titel mitzuspielen«, sagt Hogstedt voller Überzeugung. Allerdings komme der große Prüfstein erst nach Australien »Das Daviscup-Spiel gegen Frankreich Anfang Februar kann enormen Rückenwind geben, es kann aber auch bremsen.« Doch egal wie die Partie in Halle ausgeht, Hogstedt wird auf seine Art weiter vielversprechende Arbeit leisten.

Artikel vom 23.01.2006