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»Räuber«-Premiere
mit Hollywood-Bezug

Weimar beendet das Schillerjahr

Antje Trautmann als Amalia in »Die Räuber«.
Weimar (dpa). Mit der Premiere einer »Räuber«-Aufführung voller Hollywood-Anspielungen hat das Deutsche Nationaltheater Weimar das Schillerjahr beendet.
Das Regie-Duo Felix Ensslin und Brock Enright steckten Karl Moor in ein Indiana-Jones-Kostüm und seine Bande in Kampfflieger-Overalls. Der Vater tritt im Boxer-Mantel mit der Aufschrift »the greatest« auf und mutiert später zum Star-Wars-Imperator.
Das Publikum nahm den bunten Bilderreigen unterschiedlich auf: Während überwiegend junge Zuschauer begeistert klatschten, verließen ältere Besucher nach der mehr als dreistündigen Aufführung murrend den Saal.
Der Theaterskandal, der von einigen Zuschauern nach der umstrittenen »Räuber«-Performance des Teams im vergangenen Herbst erwartet worden war, blieb aus. Dort hatten Bilder einer entführten und erniedrigten Frau für Aufsehen und Unmut gesorgt. Damit »wollten wir die Radikalität untersuchen, mit der Schiller die Diagnose stellt: »Das Band mit der Natur ist zerbrochen"«, erläutert Ensslin im Programmheft.
Die stärksten Szenen hat das Stück dort, wo die Schauspieler mit Inbrunst die klassischen Dialoge über Freiheit, Schande, Schuld und Sehnsucht darbieten, und die wenigen Momente der Selbstironie, insbesondere in der letzten Szene, in der die alles entscheidende Kettensäge einfach nicht anspringen will.
www.nationaltheater-weimar.de

Artikel vom 23.01.2006