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Werke voller Optimismus und Lebenfreude

Paderborner Künstler Herman Reichold hat mit witzig-hintergründigen Motiven großen Erfolg

Von Manfred Stienecke
Paderborn (WB). Wäre Deutschland wie seine Bilder, dann brauchte kein Ruck mehr durchs Land zu gehen. Herman Reichold (46) zeigt in seinen witzig-hintergründigen Motiven Optimismus und Lebensfreude.

Der Künstler aus Paderborn ist aus dem Alltag kaum noch wegzudenken. Seine querköpfigen Figuren mit den großen Augen und den breiten Kussmündern oder seine vorwitzigen Katzen, Kühe und Vögel prangen auf Trinkgläsern und Postkarten, auf Wandkalendern und Lkw-Aufbauten. Herman mit einem »n« - darauf legt er großen Wert - hat die unterschiedlichsten Firmen von sich und seinem Bildvokabular überzeugt.
Für den Marsberger Glas- und Keramikhersteller Ritzenhoff fertigt Reichold ganze Sammelserien. Trinkgläser und Eierbecher, Kaffeetassen und eine Salz- und Pfefferstreuer-Kombination zaubern an so manchen Frühstückstisch ein frisches Morgenlächeln. Sein Milchglas »Statue of Milk« ist mit 5000 produzierten Exemplaren sein bislang auflagenstärkstes Stück. Aber auch ein Telefonkarten-Motiv ging 3000-mal über die Ladentheke. In seinem kleinen Atelier in einem Paderborner Gewerbegebiet entwirft er unermüdlich neue Schmunzelware für die allzuoft mufflige Spaßgesellschaft. Seine Einmann-Agentur funktionierte schon als Ideenschmiede, als von der »Ich-AG« noch keine Rede war.
Dabei versteht sich der Sohn eines deutschen Vaters und einer italienischen Mutter durchaus nicht als reiner Werbegraphiker. Seine Hauptbeschäftigung gilt der heiteren Kunst. Auf teilweisen großen Formaten bricht Reichold den tristen Alltag zu einem farbenfrohen Daseinsspektakel auf, das immer wieder neue Überraschungen für den bereit hält, der das augenzwinkernde Lächeln zu erwidern bereit ist.
Fast jeder Bildtitel erweist sich als ein beherztes Wortspiel, das den humorvoll aufgespießten Vordergrund seiner Konvention entlarvt. »Wannseewauns Kulturan?«, berlinert er frech auf einem Bade-Freizeitvergnügen-Bild vor der Silhouette des Potsdamer Platzes.
Einen ernsthaften Bewunderer hat der Paderborner in dem Hammer Künstler Otmar Alt gefunden, dessen bunte fantasievolle Tierfiguren auch Herman Reichold beeinflusst haben. Alts Künstleragentur hat jetzt auch Reichold unter ihre Fittiche genommen - als einzigen Juniorpartner. Nun gehen seine Bilder mit auf Wanderschaft, wenn Otmar Alt in aller Herren Länder ausstellt. Auch der Vatikan besitzt bereits ein Reichold-Werk mit dem Motiv von »Adam und Eva«. Papst Johannes Paul II. hatte es 1996 als Souvenir seines Paderborn-Besuchs mit nach Rom genommen.
Zur Fußball-WM in Deutschland plant Reichold Projekte in München und Berlin. Für die »Allianz-Arena« in München hat er einen von 700 Künstler-Bären geschaffen, die im Umfeld des Stadions auf das bayerische Wappentier und zugleich das WM-Maskottchen anspielen. Kunst im öffentlichen Raum hat den Paderborner immer schon gereizt - und ihm Beteiligungen nicht nur an Open-Air-Projekten in seiner Heimatstadt, sondern unter anderem beim Rattenfänger-Fest in Hameln eingebracht. »Wenn man Kontinuität beweist, dann summiert sich der Erfolg mit der Zeit«, hat Reichold erfahren dürfen.
In den Schoß gefallen ist dem gelernten Siebdrucker die Künstler-Karriere nicht. »Aber das Glück kumuliert langsam.« Dennoch dürfe man sich nie auf einer Erfolgsstufe ausruhen. »Die Figuren bedürfen einer ständigen Weiterentwicklung«, hat er gelernt und beherzigt ungeachtet aller Höhen und Tiefen eine optimistische Weltsicht. »Meine positive Einstellung geht vielen Menschen auf den Geist«, weiß Reichold. »Das ist und bleibt mein Ziel.«

Artikel vom 28.01.2006