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Wirtschaftsmacht
als Waffe nutzen

Irans Aufruf an islamische Länder

Teheran (dpa). Im Konflikt um das iranische Atomprogramm hat Präsident Mahmud Ahmadinedschad die islamischen Staaten aufgerufen, ihre wirtschaftliche Stärke als Waffe gegen den Westen einzusetzen.Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad.

Ahmadinedschad erklärte: »Parallel zu dem politischen Krieg ist heute ein versteckter großer Wirtschaftskrieg im Gange, und die islamischen Staaten sollten ihr wirtschaftliches Potenzial nutzen, um den Feinden die Hände abzuhacken.« Zuvor hatte Finanzminister Dawud Danesch-Dschafari gewarnt, Sanktionen gegen Iran könnten zu einem drastischen Anstieg der Ölpreise führen. Er bestritt aber Berichte, wonach Teheran aus Sorge vor Sanktionen bereits Milliarden Dollar von westlichen Banken abgezogen und nach Asien verlagert habe.
Als Signal des guten Willens Teherans bezeichneten iranische Behördenvertreter die Zustimmung zu einer neuen Kontrolle durch Inspekteure der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO). Die staatliche Agentur IRNA hatte am Samstag berichtet, die Inspekteure würden in den kommenden 48 Stunden erwartet. Der Besuch zeige die Entschlossenheit Irans, weiter mit der IAEO zusammenzuarbeiten, um den zivilen Charakter seines Atomprogramms nachzuweisen.
Der israelische Verteidigungsminister Schaul Mofas warnte am Wochenende: »Israel wird iranische Nuklearwaffen nicht akzeptieren.« Auch wenn Israel mit den augenblicklichen diplomatischen Bemühungen zufrieden sei, müsse das Land jedoch darauf vorbereitet sein, sich selbst zu verteidigen.
Die iranische Führung wies gestern Berichte über einen neues, an Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier übermitteltes Verhandlungsangebot als falsch zurück. Der »Spiegel« hatte berichtet, Teheran habe Steinmeier einen neuen Kompromissvorschlag zu einem russischen Angebot vorgelegt.
Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) sprach sich unterdessen für die Beibehaltung einer militärischen Drohkulisse aus. Er sei aber »guten Mutes, dass es im Falle Iran zu einer diplomatischen Lösung kommt«.

Artikel vom 23.01.2006