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Sicher und leicht soll er sein

Bielefelds erste »Schulranzenparty« erfüllte ihren Zweck

Von Matthias Meyer zur Heyde
Jöllenbeck (WB). 2 x 2 ist nicht 5, und »Schuhle« schreibt man ohne zweites »h« - man kann ja so viel verkehrt machen im Leben! Damit die i-Dötze des kommenden Sommers wenigstens grundlegende Dinge fehlerfrei beherrschen, haben sich jetzt ein paar findige Jöllenbecker Bürger die erste »Schulranzenparty« einfallen lassen.

Begleitet von einer lebhaften Rasselbande, strömten am Samstag 70 und mehr Eltern in die Grundschule Dreeker Heide, um sich und den Nachwuchs auf den Eintritt in den »Ernst des Lebens« vorzubereiten. Wie meistert so ein i-Dötzchen diesen wichtigen Schritt? Nun - zunächst einmal muss es sicher an die Schulpforte gelangen (und wieder zurück zu Mama und Papa), es sollte keinesfalls unter der Last des Ranzens schief und krumm daherlatschen, und es muss von seinem Stühlchen aus lesen können, was die Lehrerin da vorne an die Tafel schreibt.
In Absprache mit Erwin Jung, dem Vorsitzenden des Fördervereins der Schule, nahmen sich Bernd Jittenmeier, der Schul- und Bürobedarf anbietet, Ulrike Güttler, die die Jöllenbecker Geschäftsstelle der Verkehrswacht leitet, der Physiotherapeut Artur Hasenbäumer und der Augenoptiker Werner Schütze dieser Themen an. »In meinen Geschäften habe ich aus Platzgründen keine Schulranzen vorrätig«, bedauerte Jittenmeier. »Kataloge und das Internet vermitteln nur unzureichende Vorstellungen von Größe und Passform der Ranzen - bei der ÝPartyÜ aber kann ich alle Modelle zeigen.«
Ein Blick genügte - schon hatte Linda (6), die im Sommer in Babenhausen eingeschult wird, ihren Ranzen erspäht: »Ich möchte den pinkfarbenen mit den Tänzerinnen!« Glück gehabt: »Der Ranzen passt sich Lindas Rücken gut an und schließt unten mit dem Becken ab - so soll es sein«, stellte der Physiotherapeut fest.
Die Debatte um das Gewicht des Ranzens wird wohl nie enden. Faustregel: zwölf Prozent des Körpergewichts - nicht mehr! »Mein Ranzen war immer leicht«, behauptete Lindas älterer Bruder Fabian (19), der sich wegen den Wechsels aufs Gymnasium sehr für das Sortiment cooler Rucksäcke interessierte. Mama Anja Hermey widersprach: »Warum können die Pädagogen keine klare Anweisungen geben, welche Bücher und Hefte transportiert werden sollen - alles Überflüssige müsste sich doch im Klassenzimmer aufbewahren lassen!«
Hasenbäumer empfiehlt, beim Kauf auf DIN-Gütesiegel zu achten. Der leichteste Ranzen aber nützt nichts, wenn sein Träger nicht sicher in Unterricht ankommt. »Bei uns finden Eltern detaillierte Schulwegpläne«, versprach Ulrike Güttler von der Verkehrswacht an der Jöllenbecker Straße 327. »Alles ist eingezeichnet: Haltestellen der Schulbusse, Ampeln und Zebrastreifen - und Warnhinweise auf Strecken, die die Kinder tunlichst meiden sollten.« Die Eltern können bei der Verkehrswacht sogar ihre Fahrsicherheit trainieren.
Leuchtende Westen und Reflektoren gehören zur Grundausstattung. Egal jedoch, wie hell unser i-Dötzchen leuchtet - wenn es selbst nichts sieht, bleibt der Unterrichtsstoff im Dunkeln. »Ich nehme mir viel Zeit, um die Sehfähigkeit der Kinder genauestens zu prüfen«, versichert Werner Schütze. Timo (9) soll in ein spezielles Gerät blicken und Schütze sagen, an welcher Stelle die dort gezeigten Ringe unterbrochen sind. Der Neunjährige erledigt den Sehtest ohne Probleme. »Viele Kinder jedoch zeigen Konzentrationsschwächen und klagen über Kopfschmerzen«, weiß Schütze. Das muss nicht immer an RTL II und am Gameboy liegen, denn die Symptome deuten oft auf eine noch nicht bemerkte Kurzsichtigkeit hin.«
Bei Kaffee und Kuchen, charmant serviert von Manuela Schnittger und Monika Kebernik, verflog die Zeit im Nu. »Für den Anfang sind wir zufrieden. Diese Schulranzenparty wird widerholt«, kündigte Erwin Jung an.
Die Idee gefiel auch anderen: »Wir überlegen, ob wir das an der Realschule Jöllenbeck auch machen. Sicherheit und die richtige Körperhaltung bleiben auch in späteren Jahren wichtige Themen«, sagte Angelika Wolf.

Artikel vom 23.01.2006