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Mobiles Gerät
bringt den
Menschen Hilfe

Rotes Kreuz technisch aufgerüstet

Von Matthias Meyer zur Heyde
Heepen (WB). Mit einem Unglück in Bielefeld, wenn zum Beispiel ein Haus abbrennt, geht man professionell um. Die Betreuung der Opfer dagegen könnte sich durchaus an anderen Standards orientieren. Profi auf diesem Gebiet: das Rote Kreuz, das jetzt auch materiell aufgerüstet wurde.

Kreisgeschäftsführer Ralf Großegödinghaus übergab am Samstag in Heepen den aktiven Rotkreuz-Helfern zwei »Technikhänger«, zwei mit modernen, nützlichen Gerätschaften prall gefüllte mobile Lager, die von Kleintransportern an den Unglücksort gezogen werden. Nach dem Ortsverein (OV) Jöllenbeck verfügen nun auch die OV Heepen und Bielefeld-Mitte über die 20 000 Euro teuren Spezialfahrzeuge, die dem Bevölkerungsschutz dienen.
Keine Spielerei, sondern bittere Notwendigkeit: Die Katastrophenhelfer aus Jöllenbeck, gerade erst an den neuen Geräten geschult, sind kürzlich beim großen Schneeunwetter zum Einsatz im Münsterland angefordert worden. Hier konnten sie den vom Stromausfall betroffenen Menschen willkommene Hilfe bringen.
Jeder Hänger ist mit einem Notstromaggregat ausgerüstet, das fünf Kilovoltampere (ein kVA entspricht einem Watt) leistet. »Damit sind wir am Einsatzort vom Stromnetz unabhängig«, sagt Großegödinghaus. Ferner verfügt jede Einheit über eine Gasheizung: »Damit kriegen unsere Helfer problemlos ein Versorgungszelt oder eine Halle warm.« Lichtstarke Strahler an höhenverstellbaren Masten, Trinkwasserbehälter, Leitern, Warn- und Absperrmaterial vervollständigen die Ausrüstung der DRK-Spezialisten.
»Gerade bei Dunkelheit und unter schlechten Wetterbedingungen kann das Rote Kreuz jetzt noch wirksamer eingreifen«, versichert der DRK-Kreisgeschäftsführer. Kindergärten oder Gemeindehäuser werden dank der neuen Ausrüstung zu echten Notunterkünften.
Großegödinghaus spricht sogar stolz von »autarker Bewältigung der Schadenslagen« durch die modernisierten Rotkreuz-Einheiten. »Wenn Menschen vor rauchenden Trümmern stehen oder auch nur vorübergehend kein Dach überm Kopf haben, mag so ein Linienbus zum Aufwärmen ja nett gemeint sein, aber wir vom DRK bieten mehr - und zwar alles aus einer Hand: psychologisch geschulte Betreuer, Hygiene-Artikel bis zur Babywindel, Kinderspielzeug, Verpflegung und Versorgung.«
Die Technikhänger sind jetzt auf dem DRK-Gelände an der Herforder Straße (Mitte) und am Rüggesiek (Heepen) stationiert. »Maximal zwei Monate soll es dauern, bis die Aktiven im Umgang mit der Ausrüstung geschult sind«, meint Gerätewart Thomas Stock vom OV Mitte. »Wir haben bereits zwei für Technik und Sicherheit zuständige Fachausbilder eingewiesen, die jetzt ihr Wissen weitergeben.« Großegödinghaus kann sich also durchaus vorstellen, dass »vielleicht in der Osterzeit« die drei hochgerüsteten Ortsvereine eine erste gemeinsame Übung unter realen Bedingungen durchführen. In Bielefeld gehören 185 Aktive den DRK-Hilfsorganisationen an. Der OV Mitte besitzt zirka 30 Aktive im Katastrophenschutz, der OV Heepen ungefähr 20 und der OV Jöllenbeck noch einmal etwa 15.
Drei Helfer fahren mit so einem Technikhänger in den Einsatz, jeweils drei stehen in Reserve. Das DRK stellt damit drei von landesweit »Einsatzeinheiten« (je eine kommt vom Arbeiter-Samariter-Bund und von der Johanniter-Unfallhilfe), die den Katastrophenschutz leisten. Das Land NRW war es auch, das die Technikhänger bezahlte. »Jetzt fehlen uns in Bielefeld nur noch drei Fahrzeuge«, erklärt Großegödinghaus und listet einen Lkw für eine Feldküche und zwei Mannschaftstransporter auf. »Die Feldküche hat uns Düsseldorf noch für dieses Jahr zugesagt.«
Damit bleibt nur noch ein Wunsch übrig: »Hoffentlich müssen wir unseren Hänger niemals einsetzen«, sagen Heepens OV-Leiter Thorsten Leppek und sein Gemeinschaftsleiter Michael Faude wie aus einem Munde.

Artikel vom 23.01.2006