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»Klavier« auf dem Weg
zum Eiszwerg Pluto

Raumsonde »New Horizons« reist in Rekordtempo

Cape Canaveral (dpa). 76 Jahre nach der Entdeckung des Planeten Pluto ist erstmals eine Expedition zu dem Eiszwerg gestartet.

Die unbemannte Raumsonde »New Horizons« (Neue Horizonte) hob am Donnerstagabend (wie kurz berichtet) auf einer Atlas-5-Rakete vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral in Florida ab.
Die klaviergroße Sonde bewegt sich nach Angaben der NASA mit einer Geschwindigkeit bis zu 58 000 Kilometern pro Stunde von der Erde weg - so schnell wie kein Raumflugkörper vor ihr. Der sechs Milliarden Kilometer lange Flug bis in die mysteriöse und wenig erforschte Welt am Rand unseres Solarsystems dauert dennoch neuneinhalb Jahre. Im Juli 2015 wird der Bote von der Erde dann an nur einem einzigen Tag in einer Entfernung von 10 000 Kilometern an Pluto und dessen Mond Charon vorbeifliegen und dort Messungen unternehmen.
Die NASA erwartet von dem 700 Millionen Dollar teuren Projekt einen Blick auf die Ursprünge unseres Sonnensystems vor 4,5 Milliarden Jahren. Außerdem soll damit eine erste Erkundung aller acht Mitplaneten der Erde abgeschlossen werden. »Das, was wir bis jetzt über Pluto wissen, kann auf die Rückseite einer Briefmarke geschrieben werden«, sagte die stellvertretende Direktorin für Weltraumexpeditionen, Colleen Hartman. »Nach der Expedition werden wir Bücher füllen können.« Wegen der großen Entfernung konnten bislang weder von der Erde noch mit Hilfe des Weltraumteleskops »Hubble« detailgenaue Bilder von der Oberfläche des kleinen Planeten aufgenommen werden. Den Beinamen Eiszwerg trägt Pluto wegen seines geringen Durchmessers von nur 2300 Kilometern, seiner Zusammensetzung aus Eis und Gestein sowie seiner Tiefkühltemperaturen von unter minus 220 Grad.
»New Horizons«, 478 Kilogramm schwer, nimmt zunächst Kurs auf den Planeten Jupiter. Beim Vorbeiflug an dem Riesenplaneten in spätestens 13 Monaten bekommt die Sonde durch dessen Anziehungskraft so viel Schwung, dass sie förmlich in Richtung Pluto geschleudert wird.
Pluto wurde am 18. Februar 1930 vom US-Astronomen Clyde Tombaugh entdeckt. Eigentlich hätte die Sonde am Dienstag, dem neunten Todestag Tombaughs, starten sollen. Wegen Wetter- und Technik-Problemen wurde der Start jedoch zweimal verschoben.

Artikel vom 21.01.2006