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Mehr als »normalen« Unterricht bieten

CJD Versmold feilt an bundesweit einzigartigem Projekt: Musischer Schwerpunkt wird ausgebaut

Von Stefanie Hennigs
Versmold (WB). Es ist mehr als »hier ein wenig Malen« und »dort ein wenig Musik«: Was die CJD-Jugenddorf-Christophorusschule in Versmold (Kreis Gütersloh) plant, ist ein bundesweit einzigartiges Projekt. Um es zu realisieren, ist die ganze Schule auf den Beinen.

Seit elf Jahren können die Schülerinnen und Schüler des Versmolder Gymnasiums in Trägerschaft des Christlichen Jugenddorfwerks Deutschland (CJD) einen musischen Schwerpunkt wählen: Ein Drittel der Gymnasiasten engagiert sich ganz nach Neigung zusätzlich zum normalen Unterricht in Musik- und Kunststunden, stellt Konzerte und fächerübergreifende Großprojekte auf die Beine.
Seit einigen Monaten gehören dazu auch Benefizkonzerte, um Spenden für den nötigen Ausbau des »Musischen Zentrums« der Schule zu sammeln. Diesen muss das CJD als privater Träger alleine schultern: 1,75 Millionen werden für eine Aula und weitere Fachräume benötigt. Bis Ende des Jahres soll die Summe durch große und kleine Spenden, Sponsoren und Stiftungen zusammen getragen werden.
Tanz und Theater werden neben Musik und Kunst in Zukunft die »vier Säulen« der musischen Arbeit sein. Getan wird dabei schon jetzt eine Menge -Êvon der Orchesterschule und Puppenbau über den weit gereisten Christophorus-Jugendkammerchor bis hin zur Filmwerkstatt und Tanzworkshops.
Zusätzlich zum »normalen« Unterricht bekommen die Schüler noch eine Portion Kreativität, soziale Kompetenz und Eigenverantwortlichkeit mit auf den weiteren Lebensweg. Nach dem Ausbau des »Musischen Zentrums« möchte das CJD beispielsweise auch musik- und kunsttherapeutische Angebote, Tanz- und Ballettangebote, eine offene Theatergruppe, Spiel- und Balletttherapie, Sprecherziehung und eine eigene Big-Band etablieren.
Trotz »Deutschland sucht den Superstar« und Co. solle das CJD nicht zur »Talentschmiede« werden, sagt CJD-Jugenddorfleiter Thomas Reiplinger. »Die Schüler erhalten durch den musischen Schwerpunkt eine Vielfalt an Erkenntnissen, die andere Schulen nicht vermitteln. Sie lernen Möglichkeiten kennen, sich selbst zu entfalten.« Am Herzen liegt dem CJD besonders, dass die Schüler zusätzlich soziale Kompetenz vermittelt bekommen, »die man in anderen Fächern nicht so erreicht«. Viele gingen davon aus, dass die kreativen Fächer nicht so wichtig seien. »Doch wir wissen, dass diese Fächer nachhaltig die soziale Kompetenz fördert. Wir betrachten den Menschen ganzheitlich und möchten ihn in seinen Fähigkeiten fördern.« Die heute immer wieder verlangten Schlüsselqualifikationen wie Teamfähigkeit und Pünktlichkeit würden gerade im musischen Unterricht gefördert. »Kultur macht Schule« -Êdabei könne man eine Menge fürs Leben lernen, Le-bensrealität werde vermittelt.
Das für alle offenstehende CJD-Gymnasium mit eigenem Internat möchte sich mit dem Ausbau seiner musischen Arbeit auch noch weiter nach außen öffnen: Angebote für Auswärtige schaffen, die Hochschulen mit einbinden - etwa durch Vorträge oder Studenten, die mit Schülern arbeiten. »Das Musische Zentrum würde den Schülern nicht nur die Möglichkeit geben, die Ergebnisse ihrer Arbeit zu präsentieren«, betont Thomas Reiplinger. »Es soll Raum für Begegnung, Workshops und das Knüpfen von Kontakten bieten.«

Artikel vom 28.01.2006