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»Die Leute müssen an sich glauben«

Traditionsreicher Möbelhersteller vor neuer Zukunft: Es geht weiter für Spahn in Büren

Von Hanne Reimer
Büren (WB). »Insolvenzverfahren: Spahn ist nun abgewickelt«. So lautete vor gut einem Jahr eine Schlagzeile im WESTFÄLISCHEN VOLKSBLATT. Nach 70 Jahren schien die Geschichte des traditionsreichen Bürener Möbelherstellers mit zeitweise 270 Mitarbeitern ein trauriges Ende gefunden zu haben. Die noch verbliebenen 30 Angestellten hatten den Gang zum Arbeitsamt vor sich. Doch jetzt, zwölf Monate später, herrscht auf dem Gelände an der Neubrückenstraße wieder rege Betriebsamkeit. Es geht weiter für Spahn in Büren.

Allerdings müssen die Bürener sich ein wenig umgewöhnen. Denn der Name des »wiedergeborenen« Unternehmens lautet nun »Adform Spahn AG«. Die zum 1. Februar vergangenen Jahres neu gegründete Gesellschaft hat von der Insolvenzverwaltung der ehemaligen Spahn Büren GmbH Teile der Produktion übernommen und Flächen auf dem ehemaligen Firmengelände gemietet.
»Nach umfassenden Umstrukturierungen sind wir in der Lage, die Produktion effizient zu gestalten«, sagt Jürgen Thorwald (48), Vorstand von Adform Spahn. Den gebürtigen Schwaben verschlug es vor zehn Jahren nach Ostwestfalen: In Minden führte er die Geschäfte eines großen Büromöbelherstellers.
Als er von der Situation bei Spahn erfuhr, stellte Thorwald den verbliebenen Angestellten sein Konzept für einen Neustart vor. »Wir brauchen die Menschen und ihr Knowhow«, betont der neue Chef. Eine wichtige Bedingung für den Neuanfang sei daher gewesen: »Die Leute müssen an sich selbst und an ihre Leistung glauben, damit es weiter gehen kann.« Weitere Voraussetzung: Die Mitarbeiter halten zwischen 40 und 45 Prozent des Unternehmens als Vorzugsaktien, arbeiten also in gewisser Weise für »ihr« Unternehmen. »Die Mitarbeiter stehen im Mittelpunkt«, so Thorwalds Philosophie. »Denn nur mit ihrem Wissen und ihrer Kompetenz in der Möbelfertigung kann die Qualität erzeugt werden, für die Adform Spahn bekannt ist.«
Flexibilität ist dabei Trumpf. Steht ein großer Auftrag an, wird richtig »rangeklotzt«. Ist weniger zu tun, sind auch weniger Kollegen vor Ort. Eine Gleitzeit-Regelung mit Arbeitszeitkonten macht«s möglich.
Vor dem Niedergang des ursprünglichen Betriebes belieferte Spahn so berühmte Kunden wie das Münchner Hofbräuhaus, den Paulaner-Keller auf dem Nockherberg oder die VIP-Lounge des Fußballstadions des VfL Bochum mit Sitzmöbeln.
Ermutigend: Die neu gegründete Gesellschaft ist nun auf dem besten Wege, an diese Zusammenarbeit mit namhaften Kunden anzuknüpfen. So setzt jetzt unter anderem die größte Bäckereikette Deutschlands, Kamps, auf Qualität aus Büren. Das Unternehmen Adform Spahn liefert maßgeschneiderte Holzmöbel für die Backshops des Konzerns. Die Kamps AG hat ihre Ladenbaugestaltung neu konzipiert und ihre Backshops mit maßgeschneiderten Holzmöbeln der Serie »plain« des Bürener Anbieters neu eingerichtet. Ausgestattet wurden bislang Filialen in Leverkusen, Essen, Köln, Hamburg, Düsseldorf, Kassel und Bergisch Gladbach. Und auch neue Backshops, die in Planung gehen, sollen von Adform Spahn möbliert werden.
In der Objekteinrichtung, in der Ausstattung von Gas-tronomie und Hotellerie sowie Sozialeinrichtungen sieht Adform Spahn auch die Spezialisierung für die Zukunft. Im Vordergrund stehen nach Kundenwunsch maßgefertigte Produkte, die inklusive Montage innerhalb kürzester Zeit geliefert werden können. Das Sortiment wurde um einige neue Designerprodukte erweitert, die den frischen Wind im Unternehmen widerspiegeln.

Artikel vom 28.01.2006