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»Diesmal holen wir den Titel«

Portugals FIFA-Beauftragter Jorge Fonseca wohnt schon in Marienfeld

Von Wolfgang Wotke
Marienfeld (WB). Sein Handy klingelt fast ununterbrochen. Interview-Wünsche stapeln sich schon heute per E-Mail an der Rezeption des portugiesischen WM-Quartiers. Für internationale Journalisten ist er der wichtigste Mann in Sachen Fußball-Weltmeisterschaft 2006. Sein Name: Jorge Fonseca (39), Portugals FIFA-Beauftragter und WM-Koordinator.

Längst hat der sympathische Portugiese seine Zelte im schmucken Sport- und Wellness-Hotel »Klosterpforte« aufgeschlagen, um alles für die Zeit der WM vorzubereiten. »Der Tag könnte 48 Stunden haben, ich käme damit immer noch nicht aus«, seufzt Fonseca. Er steht im ständigen Kontakt mit seinem »Weltmeistertrainer« Luiz Felipe Scolari und mit seinem eigenen Fußballverband. Schließlich müssen in Marienfeld bei der Ankunft der portugiesischen Fußball-Nationalmannschaft Anfang Juni die Unterkünfte und Trainingsplätze, sowie die Infrastruktur weltmeisterlich vorbereitet sein. »Ab März werde ich hier ganz wohnen. Da bleibt keine Zeit mehr für private Interessen«, sagt er mit ernstem, aber zugleich auch fröhlichem Gesichtsausdruck und fügt hinzu: »Wir haben uns fest vorgenommen, nach zuletzt zwei vergeblichen Anläufen endlich mal wieder die Vorrunde zu überstehen.«
Das Potential dazu hat die mit Stars gespickte Mannschaft des Vize-Europameisters allemal: Ricardo Cavalho und Fernando Couto in der Abwehr, die Spielmacher Deco und Luis Figo im Mittelfeld, sowie die Stürmer Cristiano Ronaldo und Nuno Gomes sind die Leistungsträger des Teams. Hinzu kommt der erfahrene brasilianische Trainer Luiz Felipe Scolari, der mit Brasilien 2002 Weltmeister wurde. Die Gegner in der Gruppe D mit Iran, Angola und Mexiko gehören eher zu den lösbaren Aufgaben. Jorge Fonseca: »Ich bin voller Zuversicht und glaube, dass wir bei dieser Weltmeisterschaft zu den Top-Favoriten gehören. Scolari will den Titel. Das hat er unmissverständlich klar gemacht. Er ist kein Mann für oberflächliches Geplänkel. Was er anpackt, gelingt auch meistens. Warum soll das nicht klappen? Er ist Portugals Hoffnung.«
Köln, Frankfurt, Gelsenkirchen heißen die Spielorte der Vorrunde für Portugal. Städte, so Fonseca, in die man einen Tag vorher bequem mit dem Bus oder mit dem Zug reisen könne. Immerhin wolle man während der gesamten WM in Marienfeld wohnen bleiben. Doch was ist, wenn die Mannschaft weiter kommt und die Spielorte plötzlich Nürnberg, München, Leipzig oder Berlin sind? »Dann müssen wir wohl oder übel fliegen. Am liebsten wäre uns, wenn wir den Gütersloher Nato-Flughafen nutzen könnten. Das wird unser Land aber auf politischer Ebene klären. Gespräche laufen.«
Jorge Fonseca kommt gebürtig aus Porto und ist ein Sprachgenie. »Ich spreche deutsch, italienisch, spanisch, englisch und ein wenig französisch. Das liegt daran, dass meine Eltern und meine Geschwister mit vielen verschiedenen Sprachen aufgewachsen sind«, verrät der Formel 1-Fan (»Ich schwärme noch heute für Ayrton Senna«). Auch beruflich hat Fonseca mit Autos zu tun. In Porto leitet er einen Autohandel. Der muss jetzt ein wenig zurückstehen. »Ich werde dafür keine Zeit haben. Wer Weltmeister werden will, muss sich ganz auf eine Sache konzentrieren. Ich ich bin mir sicher: Diesmal schaffen wir es«, sagt der 39-Jährige und verabschiedet sich hektisch: »Ich muss zum nächsten Termin.«

Artikel vom 21.01.2006