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Feuerwehr löscht Flammen mit Zement

Leichtmetallspäne fingen Feuer - Feuerbälle nach Explosionen - Extreme Strahlungshitze

Delbrück-Westenholz (mb/rb/spi). In Brand geratene Leichtmetallspäne forderten am Samstagmorgen den stundenlangen Einsatz der Feuerwehr. In einem Westenholzer Entsorgungsfachbetrieb gerieten gegen 10 Uhr aufgeschichtete Leichtmetallspäne in Brand. Anhaltender starker Regen und Wind sorgten für eine weitere Brisanz des Brandes, da das brennende Leichtmetall durch den Regenkontakt unter Bildung von Wasserstoff-Gas und dem vorhandenen Sauerstoff der Luft hoch explosives Knallgas-Gemisch bildete.

Die Arbeit der Feuerwehr wurde zudem durch extrem hohe Verbrennungstemperaturen von mehr als 2000 Grad Celsius erschwert. Diese Hitze stellte mit den immer wieder einsetzenden heftigen Reaktionen eine besondere Gefahr für die Einsatzkräfte dar. Die Feuerwehr musste das Einbringen von Wasser unbedingt vermeiden, da dadurch nicht nur die Verbrennung weiter angefacht worden wäre, sondern zusätzlich noch die Gefahr der Explosion bestand. Zigfach kam es zu heftigen Verpuffungen, regelrechten Feuerbällen, die Stichflammen waren weithin sichtbar. Weil Wasser als Löschmittel bei diesem speziellen Brand vollkommen ungeeignet war, schieden alle wasserhaltigen Löschmittel, also auch Schaum, für die Bekämpfung aus.
Während die Delbrücker Feuerwehr von einem benachbarten Unternehmen umgehend größere Menge von Zement als Löschmittel herbeischaffte, erschien die Paderborner Feuerwehr mit dem Spezialfahrzeug-Sonderlöschmittel. Durch das vorsichtige Aufbringen des trockenen Zements gelang es der Feuerwehr innerhalb eines mehrstündigen Löscheinsatzes unter Leitung der Stadtbrandinspektoren Reinhard Brand und Lothar Mühlbrandt sowie dem Westenholzer Löschzugführer Stefan Bolte die Gefahr zu bannen. Nach Auskunft der Feuerwehr bestand für die Umwelt außerhalb des Entsorgungsbetriebes zu keinem Zeitpunkt eine Gefahr.
Mit einem solchen Brand hatte es die heimische Feuerwehr bisher noch nicht zu tun. Als problematisch stellte sich das ungemein gleißende Licht der Flammen heraus. Weil extrem heiße Flammen einen hohen Anteil UV-Licht aussenden, mussten Spezialbrillen herbei geschafft werden, um die Augen der Feuerwehrleute vor Verletzung durch »Verblitzen« zu schützen. Ferner musste ein Teil der Einsatzkräfte Hitzeschutzkleidung anziehen, um in der Strahlungshitze überhaupt eingreifen zu können. Der als Löschmittel eingesetzte Zement musste zeitweise mittels eines Spezialbaggers an die Brandherde heran geführt und aufgebracht werden. Aufgrund der Explosionen wirbelten immer wieder größere Mengen Zementstaub auf, so dass die Kleidung der Feuerwehrleute »ergraute« und nach dem Einsatz zwecks späterer Spezialreinigung eingesammelt werden musste. Nach etwa fünfstündigem Einsatz konnten die Löschzüge wieder einrücken.

Artikel vom 23.01.2006