20.01.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Sparkasse mit furiosem Spurt

Gut verdient - Zukunft unsicher

Von Edgar Fels
Bielefeld (WB). Schwacher Beginn, starker Schlussspurt: So verlief für die Sparkasse Bielefeld (1531 Mitarbeiter) das vergangene Geschäftsjahr. Ein Jahr mit zwei Gesichtern, das unter dem Strich ein »durchaus erfreuliches Ergebnis« erbrachte, wie Vorstandsvorsitzender Hans-Georg Vogt gestern in Bielefeld betonte.

Sorgen bereitet dem Vorstand unterdessen die Diskussion um die Selbständigkeit der Sparkassen im Land NRW. Die CDU/FDP-Landesregierung plant, das Sparkassengesetz zu modernisieren. »Ob es sich dabei um eine Renovierung oder eine Entkernung handelt, ist nicht absehbar«, sagte Vogt. Kommende Woche werde es dazu eine erste Anhörung im Landtag geben.
Die Sparkassen befürchten, dass sie ihre Selbständigkeit verlieren. Das könnte bei einer so genannten vertikalen Integration unter das Dach der Westdeutschen Landesbank (WestLB) oder einer Finanzholding der Fall sein. In einem Worst-Case-Szenario könnte auch der Verlust von Arbeitsplätzen mit einem solchen Modell verbunden sein. Auch die Rolle der Sparkasse als gemeinnützig orientiertes Geldinstitut wäre in Frage gestellt. Die angeschlagene WestLB wiederum, der seit dem Wegfall der Staatsgarantie im Juli 2005 der raue Wind des Wettbewerbs ins Gesicht bläst, würde mit einer Einverleibung der Sparkassen ihre Wettbewerbssituation verbessern.
Hans-Georg Vogt zeigte sich gestern aber zuversichtlich, dass es soweit gar nicht erst kommt. Nach einem Sondierungsgespräch mit Finanzminister Helmut Linssen (CDU) stellte Vogt als Ergebnis fest: »Die Landesregierung ist derzeit in der Situation, dass sie zuhört.« Vogt betonte, die Sparkassen müssten kommunale, selbständige und öffentlich-rechtliche Kreditinstitute bleiben.
»Über die Zukunftsfähigkeit der deutschen Sparkassen sollte am Markt entschieden werden, nicht aber in Hinterzimmern von Lobby- und Interessenverbänden oder Amtsstuben«, forderte der Vorstandsvorsitzende, der auch im Aufsichtsrat der WestLB sitzt.
Ein weitaus entspannteres Gesicht machte der Sparkassenvorstand, dem neben Vogt-Stellvertreter Dr. Dieter Brand auch Michael Fröhlich und Hagen Reuning angehören, bei der Präsentation der Bilanzzahlen für das Jahr 2005. Die Bilanzsumme stieg moderat um 1,2 Prozent auf 5,255 Milliarden Euro. Das Betriebsergebnis beläuft sich auf 69 Millionne Euro vor Bewertung (Ertrag minus Aufwand). Zwei Millionen Euro schüttet die Sparkasse an ihren Träger, die Stadt Bielefeld, aus. Zudem werden Gewerbesteuern in Höhe von 8,3 Millionen Euro fällig.
Dank einer regional gestarteten Vertriebskampagne »2,55 Prozent« sei es der Sparkasse Bielefeld gelungen, den Mittelabfluss an Direktbanken zu stoppen. Für 2006 rechnet die Sparkasse mit einem Betriebsergebnis auf etwas geringerem Niveau.

Artikel vom 20.01.2006