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150 Aufsichtsräte unter Verdacht

Beschuldigte weisen Vorwurf wegen angeblicher E.ON-Lustreisen zurück


Köln (dpa/WB/ca). In der Affäre um mutmaßliche Vergnügungsreisen von Kommunalpolitikern auf Kosten des größten deutschen Gasversorgers E.ON Ruhrgas haben Beschuldigte die Vorwürfe zurückgewiesen. Die Kölner Staatsanwaltschaft setzte ihre Ermittlungen gegen 150 Aufsichtsräte von 30 kommunalen Versorgern sowie gegen fünf E.ON-Mitarbeiter gestern fort.
Ein Sprecher des Energieunternehmens E.ON Westfalen Weser mit Sitz in Paderborn erklärte unterdessen auf Anfrage, Stadtwerke-Mitarbeiter würden nicht zu Auslandsreisen eingeladen. E.ON Westfalen Weser veranstalte nur eintägige Infoveranstaltungen in Ostwestfalen-Lippe.
Neben den Ermittlungen in Köln werden auch Fälle in Bayern, Hessen, Rheinland-Pfalz und im Saarland geprüft. Es geht um den Verdacht, ob die Essener E.ON Ruhrgas systematisch zu Vergnügungsreisen einlud, um kommunale Entscheider für künftige Lieferverträge wohlwollend zu stimmen. Die Reisen kosteten jeweils bis zu 120 000 Euro. Der Vorwurf gegen die Politiker lautet Vorteilsannahme, der gegen die E.ON-Mitarbeiter Vorteilsgewährung.
E.ON Ruhrgas verteidigte zumindest die Reisen zu Gasplattformen in Norwegen. »Dabei handelte es sich um reine Informationsreisen mit straffem Programm«, sagte Sprecher Helmut Roloff. Auch mehrere beschuldigte kommunale Unternehmen oder deren Aufsichtsräte wehrten sich gegen die Vorwürfe. Ihre Hauptargumente: Bei den Reisen seien in jedem Fall fachliche Informationen vermittelt worden.
Günther Feld von der Kölner Staatsanwaltschaft sagte, die Ermittlungen würden Stück für Stück fortgeführt. Das gefundene Material, das Städte außerhalb der Kölner Zuständigkeit betreffe, werde wahrscheinlich schon bald an die dortigen Staatsanwaltschaften abgegeben.

Artikel vom 20.01.2006