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Die Vielfalt Westfalens an einer Straße

Kulinarische Museums- und Erlebnismeile soll viele Gäste in den historischen Kern Nieheims locken

Von Herbert Sobireg
Nieheim WB). Viele Regionen in Deutschland suchen nach einem geeigneten Profil, mit dem sie sich von der Vielfalt touristischer Angebote ihrer Mitbewerber abheben können. Schöne Landschaften, attraktive Städte und Dörfer oder gastfreundliche Menschen haben aber viele Regionen zu bieten. In einer solchen Situation bieten sich besondere regionale Spezialitäten als eine jener Profilierungschancen an, mit dem ein Abheben aus der Masse ermöglicht wird.

Die alte Ackerbürgerstadt Nieheim im Kreis Höxter hat sich auf Käse als Alleinstellungsmerkmal spezialisiert. Der Deutsche Käsemarkt, der in diesem heilklimatischen Kurort alle zwei Jahre veranstaltet wird, hat sich zu einem wahren Publikumsmagneten entwickelt. Zum letzten Markt im September 2005 strömten mehr als 50 000 Besucher in die Stadt, um die Stände von zig Käseproduzenten und Ausstellern aus ganz Deutschland und den Nachbarländern in Augenschein zu nehmen und sich mit dem leckeren Produkt einzudecken.
Das wohl größte und ehrgeizigste Projekt in der Weberstadt wurde im vergangenen Jahr in Angriff genommen. Dutzende von Handwerkern sind seit dem Frühjahr 2005 damit beschäftigt das »Westfalen Culinarium«, eine »Westfälisch Kulinarische Museums- und Erlebnismeile« im historischen Ortskern Nieheim her- und einzurichten. Dieses Culinarium soll eine zusätzliche ganzjährige Attraktion sein, um mehr Gäste anzuziehen und deren Verweildauer in der Stadt Nieheim zu erhöhen.
Hinter dem Aufbau dieses Projektes steckt die Idee, an nur einer Straße der alten Ackerbürgerstadt die gesamte Vielfalt Westfalens attraktiv und erlebbar darzustellen. In insgesamt acht Gebäuden werden fünf Museen plus Shop beheimatet sein und dem Besucher Nieheims die Spezialitäten Westfalens erlebnisorientiert nahe bringen.
Neben dem schon bestehenden Museum im Kornhaus mit Sackmuseum (es soll sinnvoll in das »Westfalen Culinarium« integriert werden) sowie dem vor einiger Zeit errichteten Backhaus werden in unmittelbarer Nachbarschaft das Westfälische Brotmuseum mit Schaubäckerei, das Deutsche Käsemuseum, das Westfälische Schinkenmuseum, das Westfälische Biermuseum mit kleiner Brauerei für den Eigenbedarf sowie das Westfälische Schnapsmuseum als kulinarische Erlebniswelten entstehen. Im April 2004 eröffnete bereits »Menneƕs Nieheimer Schaukäserei«, die diesen kulinarischen Reigen in Nieheim abrundet.
Durch die kreative Aufbereitung und Inszenierung der einzelnen Produkte finden die Besucher der »Culinarischen Meile« die richtige Mischung zwischen wissenschaftlich korrekter Konzeption und authentischer Präsentation mit museumspädagogischdidaktischen Elementen sowie sinnlich ansprechenden, schmackhaften und unterhaltsamen Komponenten.
Dieses Projekt, in der Bündelung der Themen an einem Ort, ist einmalig in Deutschland. Es ist spezifisch auf Westfalen ausgerichtet und lässt sich nicht in andere Regionen übertragen. Den Besuchern werden authentische Produkte, erlebnisorientierte Erzeugung und Präsentation sowie der Geschmack der Landschaft geboten. Dies sind prägende Erinnerungen, die Produkte mit Leben erfüllen und so einer Landschaft Geschmack verleihen. Brot, Käse, Schinken, Bier und Schnaps aus Westfalen in ihrer Produkt- und Geschmacksvielfalt stellen dafür ein einzigartiges Beispiel dar.
Etwa 3,2 Millionen Euro wird das ehrgeizige Projekt insgesamt kosten, rund 70 Prozent davon tragen die Europäische Union und das Land Nordrhein-Westfalen. Als touristisches Infrastrukturprojekt soll das »Westfalen-Culinarium«, das im kommenden Frühjahr (um Ostern) mit allen dazu gehörigen Erlebniswelten eröffnet wird, Leuchtturmwirkung für die weitere touristische Entwicklung der ganzen Region haben.
Auch städtebaulich werden mit der Realisierung dieses Großprojektes im historischen Ortskern Nieheims Akzente gesetzt. 1672 Quadratmeter Nutzfläche bieten die restaurierten oder wieder hergerichteten Gebäude, 11 280 Kubikmeter umfasst das Bauvolumen und 130 Kubikmeter altes Eichenholz werden allein beim Käsemuseum verzimmert.

Artikel vom 28.01.2006