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Fußball-WM in leuchtenden Farben

Kai Lauterbachs Sonnenbrillen-Idee - Vlothoer Jungunternehmer startete bei Ebay

Von Hartmut Horstmann
Vlotho (WB). Der Vlothoer Kai Lauterbach ist der Mann für den ganz besonderen Fußball-Durchblick. Denn wer die Sonnenbrillen des 31-Jährigen aufsetzt, nimmt die Welt in bunten Farben wahr - in den Landesfarben der jeweiligen Nationalmannschaft.

Klar, dass sich Lauterbach in diesem Jahr verstärkt dem Geschäft mit den WM-Artikeln widmet. Auf die Brillen-Idee indes kam der Jungunternehmer über einen Umweg - Stichwort Ebay. Seit drei Jahren bietet er in dem Internet-Auktionshaus italienische Designer-Brillen an. Auf 4000 bis 5000 Verkäufe pro Jahr kommt der Vlothoer - keine schlechte Zahl angesichts der großen Nachfrage, die die Waren hervorrufen. So erzielte er für eine Dior-Sonnenbrille einen Preis von 250 Euro. »Das war mein bisheriger Rekord«, sagt Lauterbach, deutet aber an, dass die Artikel aus dem Land der Azzuros generell gut gehen.
Eine offenbare Marktlücke - dass der gelernte Industriekaufmann sie entdeckte, ist einer lukrativen Verbindung von Zufall und persönlicher Pfiffigkeit zu verdanken: »Ich wollte selbst eine Designer-Sonnenbrille ersteigern. Und da habe ich gemerkt, was für hohe Preise erzielt werden.« Der Vlothoer reagierte schnell, machte übers Internet italienische Lieferanten für die Designer-Ware ausfindig und wurde schnell handelseinig: »Weil ich die Leute nicht kannte, bin ich die ersten beiden Male hingeflogen und habe die Sonnenbrillen im Koffer mitgebracht.« Und weil er die Waren stets in großen Stückzahlen entgegennimmt, gelingt es ihm, günstige Einkaufspreise zu erlangen.
Zur Zeit ist das Geschäft mit den Designer-Sonnenbrillen auf winterliches Eis gelegt. Die Ebay-Pause hängt zum einen mit der Jahreszeit zusammen, zum anderen mit dem WM-Boom, für den sich der 31-Jährige eine neue Variante ausgedacht hat: Sonnenbrillen, bedruckt mit Lochrasterfolie, auf der sich die Farben der Fußball-Nationen abzeichnen.
»Ich komme aus der Werbeartikelbranche«, erklärt der geschäftstüchtige Vlothoer sein Gespür für Trends. Kaum hatte er vor Monaten die erste Großlieferung (10 000 Exemplare) von Brillen mit den Deutschland-Farben in China fertigen lassen, war der Posten auch schon verkauft - und zwar über Großhandelsplätze im Internet an Endlieferanten.
Von zahlreichen Nationen, die sich am WM-Turnier beteiligen, hat der Unternehmer Brillen vorrätig, beziehungsweise kann er kurzfristig liefern. Nicht so hohe Stückzahlen werden über eine neu angeschaffte Digitaldruckmaschine vor Ort erledigt - ein weiteres Standbein, denn so kann Lauterbach auch individuellen Wünschen (Firmenlogos zum Beispiel) nachkommen.
Der WM-Zug kommt ins Rollen, und besonders schnell ist er in puncto Sonnenbrillen in der Schweiz in Fahrt gekommen. Der Grund für den dortigen Boom ist verblüffend einfach: Nachdem sich die Eidgenossen gegen die Türken fürs Turnier qualifiziert hatten, ließ sich der Schweizer Trainer mit einer Lauterbach-Brille fotografieren. Und weil die Fußballwelt Sieger liebt und das Foto durch die Schweizer Medien ging, stieg die Nachfrage rasant an. Da stört es auch nicht, dass der Vlothoer auf die Türkei gesetzt hatte. »Da habe ich mich verzockt«, räumt er ein. Den Großteil der im Vorfeld angefertigten Türkei-Brillen konnte er bisher dennoch absetzen.
Ein festes Bein in der Fußball-Welt hat der Geschäftsmann seit geraumer Zeit über den Fan-Shop von Arminia Bielefeld. Der DSC bietet die Brillen des Vlothoers mit Bielefeld-Logo an, für die WM-Teams sucht er noch nach neuen Vertriebswegen. »Ein guter Verkaufsort wären Tankstellen«, weiß er. »Auch vom Verkaufspreis her soll das eine Ware mal eben so zum Mitnehmen sein.« Die Fußball-Weltmeisterschaft kann kommen, Kai Lauterbach hat sie im Blick - dank seiner pfiffigen Sonnenbrillen.
Kailau@teleos-web.de

Artikel vom 28.01.2006