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Friedensschluss mit Oberstdorf

Skilanglauf: Tobias Angerer siegt, Claudia Künzel wird Zweite

Oberstdorf (dpa). Tobias Angerer hat seinen persönlichen Frieden mit Oberstdorf geschlossen und geht als großer Gewinner des Langlauf-Weltcup-Wochenendes im Oberallgäu in die Olympia-Vorbereitung.

Nach seinem Sieg in der Doppelverfolgung am Samstag über 2 x 15 km im klassischen und freien Stil schied der Vachendorfer gestern im klassischen Sprint zwar aus, hielt seine Kontrahenten aber dennoch auf Distanz. Durch die Abwesenheit seiner ärgsten Verfolger Tor-Arne Hetland (Norwegen/krank) und Vincent Vittoz (Frankreich/Training) baute er seinen Vorsprung im Gesamtweltcup auf 230 Punkte aus.
Doch nicht nur Angerer ließ die Zuschauer im Langlaufstadion Ried jubeln. René Sommerfeldt (Oberwiesenthal) kam erstmals in dieser Saison als Dritter in den Genuss einer Siegerehrung, Jens Filbrich (Frankenhain) wurde Sechster. In der Doppelverfolgung der Frauen über 2 x 7,5 km war die Oberwiesenthalerin Claudia Künzel hinter Beckie Scott (Kanada) Zweite und festigte durch ihre fünfte Podestplatzierung in diesem Winter ihren dritten Rang im Gesamtweltcup. »Die Formkurve zeigt nach oben«, sagte die Sächsin. Evi Sachenbacher-Stehle (Reit im Winkl) trotzte ihrer schmerzhaften Bandscheibenvorwölbung und wurde Fünfte.
In den Sprintentscheidungen waren die deutschen Starter chancenlos. Lediglich die Oberwiesenthalerin Viola Bauer erfüllte als Sechste beim Sieg der Norwegerin Ella Gjömle die Erwartungen von Bundestrainer Jochen Behle, der erneut mit Sprintspezialistin Manuela Henkel haderte. Die Oberhoferin belegte Rang 13. »Da hatte ich mir mehr erwartet«, sagte der Coach. Bei den Männern siegte der Norweger Odd-Björn Hjelmeset. Vor allem die schwierigen Loipenbedingungen mit einer durch Neuschnee überzuckerten Eisspur machten den Skitechnikern bei der Suche nach dem besten Wachs das Leben schwer. Immer wieder kam es zu Stürzen auch favorisierter Läufer.
»Ich hatte ja noch eine Rechnung mit Oberstdorf offen, nachdem es bei der WM im Februar vergangenen Jahres hier überhaupt nicht geklappt und ich mein Heimpublikum enttäuscht hatte«, sagte Angerer, der bei seinem fünften Sieg mit neuer Taktik überraschte. Er bestimmte von Beginn an das Tempo mit, spielte mit seiner Konkurrenz und war im Endspurt von seinem Sieg schon lange vor dem Zielstrich derart überzeugt, dass ein breites Grinsen trotz enormer Anstrengung sein Gesicht überzog. »Langsam wird es mir unheimlich«, sagte der Bayer, der nur noch zwei Siege vom Rekord des Norwegers Björn Daehlie aus der Saison 1996/97 entfernt ist. Seinen 33. Rang in der Sprint- Qualifikation sah er dann auch nicht sonderlich tragisch. »Ich wollte gern ein paar Punkte machen, aber es hat nicht sollen sein. Das Rennen vom Samstag steckte mir noch in den Beinen. Der Klassiksprint ist eben nicht mein Ding«, kommentierte er sein Ausscheiden.
Bundestrainer Jochen Behle lobte seinen derzeit besten Schützling. »Er macht alles richtig, hat ein großes taktisches Verständnis und ist im Spurt kaum zu halten. Wenn ich sein Kontrahent wäre, würde ich langsam resignieren«, meinte Behle, der auch mit seinen anderen Läufern weitgehend zufrieden war. Auch die jungen Sprinter wie Daniel Heun (Gersfeld/26.) und Josef Wenzl (Zwiesel/18.) überzeugten den Trainer. »Ich werde versuchen, sie für eine Olympia- Nominierung noch vorzuschlagen«, sagte Behle.

Artikel vom 23.01.2006