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Unvereinbare Gegensätze: Amor (Anke Briegel) und sein Gegenspieler, der Tod. Foto: Theater Bielefeld

Der attische Sänger mit seinem Alter ego

Gregor Zöllig inszeniert Glucks »Orpheus und Eurydike« als Tanz-Oper am Theater Bielefeld


Bielefeld (uj). Die Legende von Orpheus hat seit jeher Künstler aller Sparten inspiriert. Der Sänger, dessen von der Lyra begleiteter Gesang die Natur besänftigte und die Götter rührte, gehört zu den meistdargestellten Gestalten unseres Kulturkreises in Wort, Ton und Bild. Zugleich fordert die Geschichte um den attischen Sänger, der ins Totenreich steigt, um seine geliebte Eurydike zurückzugewinnen, Regisseure immer wieder zu Experimenten heraus.
Wenn Gregor Zöllig, Chef des Bielefelder Tanztheaters, den von Christoph Willibald Gluck zur Oper geformten Stoff nun spartenübergreifend aufnimmt, dann kann durchaus von einem Experiment die Rede sein. In gemeinsamer Erarbeitung mit dem Tanzensemble sowie mit den Sängern und Sängerinnen des Musiktheaters ist in den vergangenen Wochen eine »Orpheus und Eurydike«-Inszenierung entstanden, die zweifellos einen gewissen Mehrwert verspricht. Zöllig hat jedem Gesangsdarsteller vier Tänzer zugeordnet. Erhebt Orpheus -Ê besetzt mit der Altistin Kaja Plessing -Ê seine Klage zu den Göttern, wieseln die Tänzer wie ein Alter ego um ihn herum. »Als Idee, die durch Worte allein nicht sichtbar wird. Wir können zum Beispiel Zeitabschnitte im Tanz besser zeigen sowie zusätzliche Aspekte wie die Mühe, Wut und Kraft rüberbringen«, sagt Zöllig.
Dramatik und Schärfe gewinnt die Tanz-Oper durch die zusätzlich eingeführte Rolle des Todes, der als Gegenspieler Amors dient und am Ende den Sieg davonträgt. Denn im Gegensatz zu Glucks Bühnenfassung wird es am Bielefelder Theater kein Happy-End geben.
Auch die üppig-gediegene Ausstattung (Rupert Franzen, Tilo Steffens) sollte nicht über den Ernst der Lage hinwegtäuschen: Über edel gepolsterten Wänden schwebt in einer zweiten Spielebene die Schalt- und Machtzentrale der Götter, die dort gnadenlos walten und die Fäden ziehen.Die musikalische Leitung liegt in den Händen von Kapellmeisterin Carolin Nordmeyer. Neben Kaja Plessing sind Victoria Granlund als Eurydike und Anke Briegel als Amor sowie der Theaterchor zu erleben. Die Premiere am Freitag, 27. Januar, in der Oetkerhalle beginnt um 20 Uhr. Karten gibt es telefonisch unter 51-54 54 sowie an der Theaterkasse im Neuen Rathaus.

Artikel vom 21.01.2006