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Igel sucht Kinderzimmer
NABU ermuntert zum »igelgerechten« Garten - Tipps zum Bau von »Igelburgen«
Ganz lange dauert es nun nicht mehr - überall bereitet sich die Natur aufs Frühjahr vor. Und überall kommen im Frühling kleine Stachelträger zur Welt: in Gärten, Parks und in der freien Landschaft.
Igel gehören, trotz oder gerade wegen ihrer Stacheln, zu den beliebtesten Tieren überhaupt. Ihr putziges Verhalten, ihr spitzes Näschen und ihre Wehrhaftigkeit tragen dazu bei - und sicher auch die vielen Märchen und Anekdoten, die sich um sie ranken. Wer kennt nicht die Geschichte vom (schlauen) Igel, der den schnellen Hasen austrickst. Oder »Meckis« Abenteuer?
Und doch ist den meisten Tierfreunden nicht bekannt, was sie für real existierende Igel an praktischer Hilfe unternehmen können, weiß der Naturschutzbund NABU. Geschäftsführer Rüdiger Wohlers in Oldenburg hat in dieser Hinsicht schon viele Erfahrungen gemacht: »Igel werden oft vermenschlicht oder gar für ein Haustier gehalten. Sie sind aber Wildtiere und stehen aus gutem Grund unter strengem Schutz.«
Denn Tausende der kleinen Stachelträger verlieren alljährlich beim Überqueren von Straßen ihr Leben. Und auch andernorts haben sie es nicht immer leicht: Sie leiden unter der Ausräumung einst artenreicher Gärten, die zu »grünen Wüsten« mit allerlei exotischen Immergrünen wurden. Insekten und Weichtiere wie Schnecken als Futter finden Igel dort nicht. Auch tun sich allerlei Fallen auf: »Immer enger werdende Drahtzäune, in denen sie hängenbleiben können, nicht abgedeckte Licht- und Kellerschächte und Teiche mit tief abfallenden Kanten ohne Ausstieg«, zählt Rüdiger Wohlers einige davon auf.
Daher ruft der NABU auf, den eigenen Garten »igelgerechter« zu gestalten. Dazu gehören naturnahe Elemente wie heimische Sträucher oder auch ein kleiner Teich mit flachem Ufer. Jetzt kommt gerade die rechte Zeit, dergleichen anzulegen. Orte, die für Igel und andere Tiere zu heimtückischen Fallen werden könnten, sollten gleichzeitig beseitigt werden. Und: »Es sollte in keinem Garten eine Igelburg fehlen«, meint Wohlers.
Diese sei denkbar einfach aus Holz zu bauen - mit einem verlängerten Eingang, der Katzen den Zugang verwehrt. An einem geschützten Ort aufgestellt, sollte die Igelburg zunächst mit grobem Reisig, dann mit trockenem Laub überdeckt werden. »Dann haben die Igel ein perfektes Kinderzimmer, in dem die kleinen Stachelträger zur Welt kommen und in denen sie von der Mutter gesäugt werden können«, empfiehlt Wohlers, alsbald Holz zu besorgen und noch für dieses Frühjahr Hand anzulegen. »Wenn der Ort sehr gut geschützt ist, wird außerdem vielleicht ein Igel im Spätherbst Gras und Stroh hineinschieben und darin den Winter verbringen«, sagt der Naturschützer.
l Der NABU hat für alle Igelfreunde sein »Igelpaket« mit Bauplan für die Igelburg in einer 30-seitigen Bauplansammlung und der Broschüre »Der Igel - Pflegefall oder Outdoorprofi« neu zusammengestellt. Es kann angefordert werden (gegen Einsendung von fünf Euro) beim NABU, Stichwort »Igelburg«, Schlosswall 15, 26122 Oldenburg.

Artikel vom 18.02.2006