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Stiftung ermöglicht Theater-Sanierung

Bielefelder Kulturstätte öffnet mit Beginn der neuen Spielzeit 2006/2007 wieder ihre Türen

Von Burgit Hörttrich
Bielefeld (WB). Eigentlich war die Lage ziemlich aussichtslos: Der Gemeindeunfallversicherungsverband (GUVV) drohte, das Bielefelder Stadttheater zu schließen. Aus Sicherheitsgründen. Schließlich einigte man sich darauf, weiter spielen zu lassen, aber ohne die Bühnentechnik zu benutzen. Eine Reparatur wäre teuer geworden und dennoch nur eine Art Provisorium gewesen.

Das 100 Jahre alte Stadttheater - 1937 Jahren innen renoviert, 1944 bei einem Bombenangriff schwer beschädigt - musste ohnedies dringend saniert werden: Die Technik war veraltet, nicht von allen Plätzen des Saales konnten die Besucher gut sehen, hinter den »Kulissen« mussten die Künstler mit engen Garderoben und unzureichenden Proberäumen, einem viel zu kleinen Ballettsaal zurecht kommen.
Schließlich entschloss man sich, die Sanierung durch eine Stiftung zu finanzieren. Am 21. Dezember 2001 wurde die Theaterstiftung Bielefeld gegründet.
Die Stiftung übernahm die Immobilie Stadttheater von der Kommune. Zudem wurde die Stiftung mit einem Vermögen von 15 Millionen Euro ausgestattet, wobei die Stadt Bielefeld, die Sparkasse Bielefeld und die Stadtwerke Bielefeld je fünf Millionen Euro eingebracht haben.
Die Kosten der Sanierung dürfen einen Betrag von 23 Millionen Euro nicht überschreiten. Die Finanzierungslücke soll durch Sponsoren geschlossen werden. Und dafür stehen die Chancen gut: Die Theaterfreunde engagieren sich mit großen und kleinen Geldspenden für die Sanierung allgemein oder für bestimmte Projekte.
So sammeln die Theater- und Konzertfreunde für die Bestuhlung des Zuschauerraumes: Bis auf knapp 40 neue Sessel - jeder einzelne bekommt ein Schildchen mit dem Namen des Spenders - sind alle 739 zusammen.
Die Firma Goldbeckbau wagte den Brückenschlag: Das Stadttheater und ein ehemaliges Fabrikgebäude, das als Probebühne, Schneiderei Kulissenlager genutzt wird, wird durch einen »gläsernen« Gang über die Brunnenstraße hinweg verbunden. Das ehemalige Ratsherrenzimmer und die Verbindungsbrücke zum Alten Rathaus werden Dank einer zweckgebundenen Spende zu einer Theaterlounge mit gediegener Ausstattung. Im ehemaligen Foyer des dritten Rangs eröffnet ein »Opernstudio«. Im Eingangsbereich entsteht ein Foyer, das Erfrischungsfoyer im ersten Rang wird komplett neu gestaltet, der Boden wird, ebenfalls Dank einer privaten Spende, mit Eichenparkett ausgelegt.
An Spenden kamen gut zwei Millionen Euro zusammen. Günther Tiemann, Vorstand der Theaterstiftung: »Es bleibt unser Ziel, den Bedarf an Fremdmitteln so gering wie möglich zu halten, denn je geringer die Kapitalkosten sind, umso mehr Mittel stehen dem Theater für die eigentliche künstlerische Arbeit zur Verfügung.«
Im Mittelpunkt der Sanierungsmaßnahme stehen der Zuschauerraum, die Bühne und die Funktionsräume sowie die Foyerflächen. Obwohl zunächst nicht mit einkalkuliert, ist es inzwischen auch möglich, die Fassade neu zu streichen. Das Land hat aus Mitteln der Stadterneuerung einen Zuschuss in Höhe von 386 000 Euro bewilligt. Tiemann: »Die Theaterstiftung freut sich, zu Beginn der Spielzeit ein innen und außen erneuertes Gebäude präsentieren zu können.«
Die Sanierung bedeutete Mut und eine große Kraftanstrengung, denn zunächst mussten Abstriche am Wünschenswerten gemacht werden, weil ein Betrag von 23 Millionen Euro nicht überschritten werden durfte. Die Ausschreibungen der einzelnen Gewerke verliefen aber so positiv, dass letztendlich doch all' das realisiert werden kann, was man sich vor Jahren vorgenommen hatte.
Zwei Spielzeiten wurde das Stadttheater komplett für den Spielbetrieb geschlossen, das Musiktheater zog in die Rudolf-Oetker-Halle, Sprechtheater wurde auch im Theaterlabor aufgeführt. Von März diesen Jahres an soll das sanierte Stadttheater nach und nach wieder vom Theater Bielefeld in Besitz genommen werden. Eröffnung ist dann mit Beginn der neuen Spielzeit 2006/2007.

Artikel vom 28.01.2006