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Rückkehr der Fifties
Eine Nacht zwischen Nierentisch und Cocktailsessel
Erst gefeiert und dann verpönt erleben die fünfziger Jahre in Kassel ein Comeback: Die Stadt will ihre seinerzeit international beachtete Fünfziger-Jahre-Architektur teils wieder herausputzen.Das Stadthotel lädt bereits mit einer Fünfziger-Jahre-Suite zu einer Zeitreise ein. Nierentisch und Cocktailsessel, ein drehbarer Barschrank, ein Cocktailshaker und ein Plattenspieler mit Musik der Zeit gehören zur Einrichtung.
»Wir wollen, dass die Gäste in dem Zimmer das Lebensgefühl der fünfziger Jahre auch praktisch erfahren können«, erklären Elfi und Pitze Eckart, die das Zimmer gestaltet haben. Daher gibt es die Möglichkeit zum Cocktailmixen oder Schallplattenhören.
Im Inneren des Zimmers spielen die Eckarts liebevoll mit der Formensprache der Fifties. So ist der Garderobenständer im Schlafzimmer dem geschwungenen Treppengeländer nachempfunden. Den Boden ziert eine Linoleum-Einlegearbeit in Form eines abgerundeten Dreiecks, das an den Schlafzimmerwänden wieder auftaucht.
Auf der Eingangstür findet sich ein Muster aus der grafischen Tapetenkollektion der damaligen Kasseler Werkkunstschule. Ziel sei es aber nicht gewesen, ein Hotelzimmer aus der Zeit originalgetreu nachzubilden.
Die Möbelstücke und Accessoires der Zeit sammelte das Paar auf Flohmärkten, über das Internet und Anzeigen. Manche Objekte wurden selber nachgebaut oder bemalt. Fotograf Pitze Eckart bearbeitete historische Fotos und fotografierte prägnante Details der Fünfziger-Jahre-Architektur im Kasseler Stadtbild, um damit das Hoteltreppenhaus und die Suite auszustaffieren.
Wie Hotelchef Robert Dabac berichtet, wird das außergewöhnliche Zimmer gut gebucht - im Monat etwa 15 bis 20 Mal zu 99 Euro als Doppel- und 80 Euro als Einzelzimmer.
»Entweder die Leute finden die Suite wunderbar, oder es ist überhaupt nicht ihr Ding.« Dazwischen gebe es keine Meinung.
Nach der kommenden documenta 2007 will der Hotelier überlegen, ob er in seinem Haus noch weitere Themenzimmer einrichtet. Die Kassel Tourist-Gesellschaft möchte das Konzept der »Kulturbetten« ebenfalls weiterverfolgen.

Artikel vom 28.01.2006