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»Good morning« und »bye bye« klappt schon

Spielerisch Englisch lernen im Kindergarten Vennkamp

Von Peter Monke (Text und Foto)
Senne (WB). »Stand up girls«, ruft Ruth Schrödter in die Stuhlkreis-Runde des Kindergartens Vennkamp. Nichts leichter als das. Blitzschnell erheben sich 16 der 20 Kinder. Zwei zu viel. Jonas und Justin sind mit aufgesprungen. »Are you a boy or a girl«, fragt Schrödter. Nach kurzem Zögern wissen die beiden die Antwort und hocken sich wieder brav auf ihre Stühle.

Noch ist das Englisch-Projekt am Kindergarten Vennkamp relativ neu. Seit Sommer 2005 kommt Ruth Schrödter, eine gebürtige Jamaicanerin, jeden Dienstag für ein bis zwei Stunden vorbei, um den Kindern ihre Muttersprache näher zu bringen. Das da nicht auf Anhieb alles verstanden wird ist völlig normal.
»Wichtig ist, dass die Kinder Spaß haben und spielerisch an die fremde Sprache herangeführt werden«, sagt Kindergarten-Leiterin Gisela Deppermann, die das Projekt auf Anregungen aus der Elternschaft ins Leben rief. Unterrichtscharakter mit sturem Vokabel-Pauken soll der Sache nicht anhaften. Vielmehr geht es darum, die einzelnen Begriffe möglichst gut zu veranschaulichen: Und so springen zum Beispiel bei der Vokabel »jump«, alle Kinder fröhlich durch's Zimmer. Beim gemeinsamen Kekse backen ist schnell gelernt, dass Zucker, Milch und Mehl auf englisch »sugar«, »milk« und »flour« heißen. Farben wie »red«, »green« oder »yellow« wiederum erklären sich am besten, wenn man parallel mit ihnen malt.
»Wir haben mit dem Englisch-Projekt Neuland betreten«, erläutert Deppermann. Entsprechend eng wird das Vorgehen mit den Eltern reflektiert und abgestimmt. Konkrete Lernziele gibt es nicht. »Wir werten es als Erfolg, wenn wir merken, dass die Kinder in Alltagssituationen plötzlich auf englische Wörter zurückgreifen.«
Das mit Ruth Schrödter eine gebürtige Jamaicanerin die Englisch-Stunde leitet, hat gleich zwei Vorteile: »Uns war wichtig, dass wir eine Muttersprachlerin für das Projekt bekommen«, sagt Deppermann. Denn: »Englisch, wie es in der Schule gelernt wird, spricht im Alltag kein Mensch.« Darüber hinaus werden die Kinder mit einer fremden Kultur konfrontiert. »Ich erzähle viel von meiner Heimat«, sagt Schrödter, die schon mal mit der Landesfahne oder Dias über Jamaica in den Kindergarten kommt, um zu zeigen »wo ich herkomme«.
»Es wäre toll, wenn wir den Kindern so ein Stück Toleranz vermitteln - fremde Kulturen zu etwas Selbstverständlichem machen«, sagt Deppermann. »Kinder lernen schließlich am besten aus ihren eigenen Erfahrungen.«
Für heute endet der Ausflug ins Englische jedoch zunächst mit einem kleinen Lied über »fingers«, »ellbows«, »fists« und »hands«. Dann wird Schrödter freundlich verabschiedet. Wie es sich gehört mit einem lautstarken »bye-bye«.

Artikel vom 20.01.2006