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Erpresser ist im Weg

Oliver Storz legt neuen Film vor - Eigene Geschichte

Arte, 20.40 Uhr: Tragikomödie mit Mavie Hörbiger, Karoline Eichhorn und Barbara Rudnik: In »Drei Schwestern Made in Germany« schmieden sie ein Mordkomplott gegen einen Erpresser.

Zwei Jahre nach Kriegsende frieren und hungern die Einwohner Frauenburgs, einer US-Garnisonsstadt im Südwesten. Doch ein Großereignis versetzt die Bürger in Aufregung: Eine der drei Bürgermeistertöchter, Freya Sonnenberg Karoline (Eichhorn), soll den amerikanischen Standortkommandanten Montgomery Bellmont (Christopher Buchholz) heiraten. Doch dann droht die Hochzeit noch zu platzen.
»Drei Schwestern« ist der neueste Film von Regisseur Oliver Storz. Wann die ARD die Produktion des Norddeutschen Rundfunks (NDR) ausstrahlt, ist noch ungewiss, denn für 2006 ist der Film nicht eingeplant, heißt es beim NDR. Storz machte zuletzt mit dem Willy-Brandt-Film »Im Schatten der Macht« von sich reden. Und einer der Hauptakteure, Matthias Brandt, der damals den DDR-Spion Günter Guillaume darstellte, spielt auch dieses Mal wieder eine Schlüsselrolle.
Für Freya bedeutet die Heirat den Aufbruch aus den entbehrungsreichen Nachkriegsverhältnissen in ein Leben des Wohlstands und der Freiheit in den USA. Nora (Barbara Rudnik), die älteste der Schwestern, hat ihre eigenen Erwartungen, die in der Vergangenheit wurzeln: Der geliebte Vater, einst Bürgermeister des Städtchens, war vom Kleinbürgertum, das unter den Nationalsozialisten an die Macht drängte, aus dem Amt genötigt worden und aus Gram darüber gestorben.
Für Nora bedeutet die Verheiratung der Schwester mit dem allmächtigen Standortkommandanten späte Genugtuung. Die jüngste der Schwestern, Gudrun (Mavie Hörbiger), lebt hingegen hemmungslos ihre Sexualität aus. Dann naht aber das Verhängnis: Am Vorabend der Hochzeit taucht ein Erpresser, gespielt von Matthias Brandt, auf, der mit der Preisgabe von angeblich kompromittierenden Details aus Freyas Dienstzeit als Wehrmachtshelferin droht. In seiner Tasche trägt er Fotos mit sich, die Freya an der Seite von NS-Propagandaminister Joseph Goebbels zeigen.
Die drei Schwestern stehen vor einer schweren Entscheidung: Was ist zu tun, damit die Zukunft der Familie nicht gefährdet wird? Sie beschließen nach längerem Für und Wider: Der Erpresser muss aus dem Weg geräumt werden.
Oliver Storz schrieb auch das Buch zu diesem Film, bei dem er Regie führte. 1929 geboren, wuchs er in einer süddeutschen Kleinstadt auf und erlebte dort selbst das Ende des Zweiten Weltkrieges als 16-jähriger »Volkssturmgrenadier«. Seit 1976 arbeitet er als freier Autor und Regisseur.

Artikel vom 20.01.2006