20.01.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Sibirische Kälte
kündigt sich an

Fast 40 Grad minus in Russland

Moskau/München (dpa). Sibirische Kälte mit Temperaturen von bis zu minus 40 Grad beherrscht den europäischen Teil Russlands. Ausläufer des Islandtiefs »Jeannette« bringen auch dem Osten Deutschlands heute einen kräftigen Wintereinbruch.
Um nach orthodoxer Art die Taufe Christi am 19. Januar zu feiern, stiegen viele Menschen selbst bei fast 40 Grad minus ins Wasser. Foto: Reuters

»Im Laufe des Wochenendes bekommt dann ganz Deutschland etwas von der russischen Kälte zu spüren«, kündigte Meteorologe Norbert Bonanati an. »Östlich der Elbe muss bereits heute mit Glatteis, in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern zudem noch mit Schnee gerechnet werden.«
Das Sauerland ist mit dem Winter bislang sehr zufrieden. »Solch einen guten Saisonstart haben wir seit langem nicht gehabt«, jubeln die Liftbetreiber in den Höhenlangen. Sie kamen bisher auf 50 Tage Wintersport-Betrieb.
In den bayerischen Alpen herrscht indessen große Lawinengefahr. Die Lawinenwarnzentrale im Bayerischen Landesamt für Umwelt (LfU) warnte in ihrem Lagebericht, schon bei geringer Zusatzbelastung könnten Schneebrettlawinen ausgelöst werden. Die Zentrale riet Tourengängern und Tiefschneefahrern zu besonderer Vorsicht.
In Westösterreich kam es gestern wegen akuter Lawinengefahr zu Verkehrsbehinderungen. Mehrere Straßen in Tirol und Vorarlberg mussten vorübergehend gesperrt werden.
Die Kältewelle in Russland lässt Obdachlose um ihr Leben fürchten und bringt viele Menschen in Not. Allein in Moskau erfroren in der Nacht zum Donnerstag sieben Menschen. 70 Personen mussten mit schweren Erfrierungen in Krankenhäusern behandelt werden. In der Kleinstadt Tomilino bei Moskau harrten 8000 Menschen in ihren stark unterkühlten Wohnungen aus, nachdem im örtlichen Wärmekraftwerk ein Heizkessel geplatzt war. Ähnlich kalt war es in der Hauptstadt zuletzt im Winter 1978/1979 mit Temperaturen von minus 40 Grad.
Im Umland der nördlichen Millionenstadt St. Petersburg ordneten die Behörden bei Temperaturen von bis zu minus 40 Grad in den meisten Schulen kältefrei an. Selbst im relativ milden Süden Russlands sanken die Temperaturen am Ufer der Wolga auf minus 30 Grad. Die Extremkälte soll noch bis Ende Januar andauern.
In Moskau stiegen bei fast 40 Grad minus tausende Wagemutige auf Seen und Teichen in Wasserlöcher, um nach orthodoxer Art die Taufe Christi am 19. Januar zu feiern.
Der russische Ministerpräsident Michail Fradkow wies seine Regierung an, auf strategische Brennstoffreserven zurückzugreifen, um die Wärmeversorgung der Bevölkerung sicherzustellen. Nach Medienberichten pumpt Russland in diesen Tagen weniger Erdgas als vereinbart an die Kunden in Westeuropa, da der Verbrauch im eigenen Land extrem angestiegen ist.

Artikel vom 20.01.2006