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Das lässt aufhorchen
Katie Melua singt erfolgreich gegen den Plastik-Pop an - am 19. Februar in Bielefeld
Bielefeld. Mal ehrlich: Haben wir nicht alle leicht erstaunt, aber dennoch verzaubert gelauscht, als uns ihr »The closest thing to crazy« das erste Mal aus dem Radio entgegen tönte? Katie Melua hat es geschafft, mit ihrer Pop-, Folk-, Jazz- und Blues-Melange die gesamte britische Musikwelt auf den Kopf zu stellen. Auch hierzulande erreichte ihr erstes Album »Call off the Search« Platinstatus. Die blutjunge Sängerin mit der kristallklaren Stimme und dem engelsgleichen Gesicht singt ebenso eigenwillig wie erfolgreich gegen den Plastik-Pop an. Wie sich das live anhört, können ihre Fans am Sonntag, 19. Februar, 20 Uhr, im Bielefelder Ringlokschuppen erleben.
Vielen Songs entströmt eine honigsüße Melancholie, die vielleicht durch Katie Meluas Biografie zu erklären ist. Die 21-Jährige stammt gebürtig aus Georgien, muss 1992 mit ihrer Familie nach Nordirland umziehen. Ein harter Einschnitt für die Achtjährige, doch die Musik hilft ihr über den Schmerz ferner Freunde und verlorener Heimat hinweg. Ihr erstes Konzert mit georgischen Liedern gibt sie im Wohnzimmer für ihre Eltern, die bald verstehen: Ihre Tochter will und wird Musik machen. Als Katie Keyboard und Computer geschenkt bekommt, vergräbt sie sich in ihrem Zimmer und komponiert. Inspiriert und fasziniert von Bob Dylan, Joni Mitchell, Eva Cassidy.
Später, als Katie in London an der Brit School für Darstellende Künste in London studiert, kreuzt Talentscout Mike Batt ihren Weg. Der Songswriter und Produzent (»Bright Eyes« von Art Garfunkel) erkennt den Rohdiamanten und versteht es, ihn mit einer verträumten Ballade wie »The closest thing to crazy« und einigen ungewöhnlichen Cover-Versionen zum Glänzen zu bringen. Auch zwei Stücke aus Katies eigener Feder, vom »alten Hasen« Batt mit Streichern und viel Herzschmerz arrangiert, sind auf der Songliste, mit der er zu den großen Plattenfirmen geht - doch die wollen nicht.
Warum nur nicht? Das werden sich die Plattenbosse heute verärgert selbst fragen, denn das Album, das Batt kurzerhand unter dem Label »Dramatiko« selbst herausbrachte, stürmte ganz ohne aufwendige PR die Charts - nicht nur in England, sondern auf der ganzen Welt. Von Hongkong bis Norwegen, von Neuseeland bis Dänemark fand die junge, hübsche Frau, die für alle Generationen singt, Gehör.
Und so können die Fans auch aufhorchen, wenn sie nach dem fulminanten Debüt - gekrönt unter anderem mit einer »Echo«-Auszeichnung als »Best international Newcomer« - nun den Stücken aus dem zweiten Album »Piece by Piece« lauschen. Eindrucksvoll und vielschichtig sei das neue Album, sagen Kritiker und stellen lobend fest, dass Katie hörbar gereift sei. Miss Melua schrieb ihre eigenen Songideen nieder, die denen ihres Produzenten Batt in nichts nachstehen.
Auch ihre gewagt-unerwarteten Cover-Versionen sorgen für Furore, wenn Katie zum Auftakt ihrer neuen Tournee ihr Werk in Bielefeld vorstellt. Goldstatus hatte es schon vier Wochen nach Veröffentlichung, Platin hat es gerade erreicht. Und die Single-Auskopplung »Nine Million Bicycles« ist spätestens seit dem »Wetten, dass...«-Auftritt einem Millionen-Publikum bekannt. Und längst lauscht man der außergewöhnlichen Stimme im Radio nicht mehr verwundert, sondern vor allem verzaubert.Margit Brand

Artikel vom 10.02.2006