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Gutes Wasser aus der
Eiszeit wird angezapft

»Stemweder Mineralbrunnen« am Markt erfolgreich

Von Michael Nichau
Stemwede (WB). Dass Friedrich Bosse seinen Lebensunterhalt einmal mit Mineralwasser verdienen würde, hätte sich Firmengründer Wilhelm Klinge vor 146 Jahren wohl nicht träumen lassen. Ursprünglich war das Unternehmen nämlich eine Bäckerei. Neun Mitarbeiter hat die Firma »Stemweder Mineralbrunnen Friedrich Bosse« 2005 aufgrund der rasanten Entwicklung im Mineralwasser-Bereich eingestellt, berichtete der Firmenchef nicht ohne Stolz.

Der Großvater des heutigen Firmeninhabers Friedrich Bosse (43) begann nach Krieg und Währungsreform 1948 mit der Produktion von Fruchtsäften. Damals wollte niemand mehr den Rübensirup haben, weil plötzlich wieder Zucker im Handel war. »Also entschied man sich: Wir machen Apfelsaft«, erklärt der heutige Junior-Chef, wie die Familie zur Fruchtsaft-Kelterei in Oppendorf kam. Ihm steht sein Vater Kurt Bosse (73) mit Rat und Tat zur Seite.
Dass man in der Wirtschaft heute immer wieder neue Wege gehen muss, zeigt der Erfolg, den das Mineralwasser unter der Bezeichnung »Stemweder Berg-Quell« jetzt hat. Mittlerweile beschäftigt das Familienunternehmen in Stemwede 20 Mitarbeiter. »Wir wussten, dass wir hier gutes Wasser haben, aber erst die umfangreichen Laboruntersuchungen des renommierten Institutes Fresenius in Taunusstein brachten die Bestätigung, dass unser Mineralwasser als Ýursprünglich reinÜ zu bezeichnen ist. Es wurde sogar festgestellt, das es im Rahmen der Bestimmungsgrenzen natriumarm und nitratfrei ist. Es ist daher zur Herstellung von Babynahrung geeignet«, erläutert der Firmenchef.
Das Mineralwasser wird aus einer Tiefe von 97 Metern gefördert. Der Brunnen wurde bereits 1990 gebohrt und damals schon für die Gewinnung von Mineralwasser vorbereitet. Die Bohrung geht durch eine Ton- und Felsenschicht und zapft ein sehr altes Depot mit so genanntem Eiszeitwasser an, verrät Friedrich Bosse. Durch die Abdichtung des Brunnens sei kein Eintrag von Nitrat über das Oberflächenwasser möglich. So habe das Produkt einen weichen Geschmack und sei sehr bekömmlich.
Etwa in der Jahresmitte 2003 konnte nach einer Investition von einigen Millionen Euro das Abfüllen des Mineralwassers am Stemweder Berg beginnen. Zu diesem Zeitpunkt ging die neue Abfüllanlage für Pet-Flaschen in Betrieb. »Wir füllen Mineralwasser, Säfte und Schorlen mittlerweile in die bekannten recyclebaren Plastikflaschen ab. Die bisherigen Entwicklungen haben uns recht gegeben: Die Verbraucher akzeptieren mehr und mehr die Pet-Flaschen«, erklärt Bosse.
Jedes Behältnis wird dabei in der Abfüllstraße mit 40 Bar Druck und Wärme aus einem Rohling, dem so genannten Preform, zur fertigen Flasche aufgeblasen. Diese wird zunächst »gerinst« (gespült) und dann von der Anlage automatisch befüllt, verpackt und auf Paletten verschweißt. Trotz der neuen Mineralwasser-Produktlinie liege aber das Hauptstandbein des Betriebs immer noch auf Süßgetränken, Schorlen und Fruchtsäften. Das Wasser habe ohne Frucht lediglich einen Anteil von 30 Prozent an der Gesamtproduktion. 70 Prozent des abgefüllten »Stemweder Berg Quells« sei »stilles Wasser« (ohne zugesetzte Kohlensäure). Bosse: »Allerdings kann ich sagen, dass die Umsätze bei Säften in Glasflaschen zurückgegangen sind. Die Entscheidung zur Produktion von Mineralwasser und anderen Getränken war also richtig.«
22 Millionen Liter Getränke verließen 2005 die Tore der Firma Bosse in Stemwede. Abgefüllt wird in zwei Schichten. Friedrich Bosse: »Vor Ort ist unser Wasser bestens bekannt. Jetzt versuchen wir im weiteren Raum Fuß zufassen. Letztlich sind unsere Kunden von der Qualität unserer Produkte überzeugt und machen für uns eine gute Mund zu Mund Reklame.« Nebenbei bemerkt sei das Unternehmen »in unserem Heimatkreis Minden-Lübbecke der einzige Mineralbrunnenbetrieb«.

Artikel vom 28.01.2006