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Für andere Menschen im Einsatz sein

Werner Röbbecke ist erster Ehrenamtsbeauftragter der Stadt Bad Oeynhausen

Von Moritz Winde
Bad Oeynhausen (WB). Sich nach dem Beruf zur Ruhe zu setzen, das kam für Werner Röbbecke nicht in Frage. Als erster Ehrenamtsbeauftragter der Stadt Bad Oeynhausen kümmert sich der 66-Jährige nun seit rund einem Jahr um die Vermittlung von Menschen, die sich ebenso wie er freiwillig engagieren möchten.

Und diese Tätigkeit macht Werner Röbbecke aus Überzeugung und mit Leidenschaft. Denn das Ehrenamt sei in Zeiten leerer kommunaler Kassen und der Tendenz zur Ego-Gesellschaft wichtiger denn je. Ehrenamtliches Arbeiten müsse vielmehr unter dem Aspekt gegenseitigen Nutzens gesehen werden, gibt Röbbecke zu bedenken: »Mein Werk nutzt einem anderen mehr als mir und umgekehrt.«
Dabei sieht der Fachmann, der bis zu seiner Pensionierung als Wirtschaftsförderer und Kämmerer der Stadt Herford arbeitete, bei den ehrenamtlichen Einsatzmöglichkeiten keine Grenzen. »Ich bin für jede neue Form von Freiwilligendiensten zu haben. Wer sich engagieren möchte, für den finden wir das Richtige«, verspricht Werner Röbbecke, der jeden Donnerstag von 16 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung seine Sprechzeiten im Zimmer 22 des Bad Oeynhausener Rathauses abhält.
Ehrenamt sei kein Opfergang, sondern ein Weg der Selbstentfaltung. Dazu müssten aber die Rahmenbedingungen stimmen. »Aus meiner Erfahrung weiß ich, dass sich viele Menschen für die Gemeinschaft einsetzen wollen. Oft wissen sie jedoch nicht, in welcher Funktion und an welchem Ort. Und da komme ich ins Spiel«, erklärt Werner Röbbecke. Als erster Ehrenamtsbeauftragter der Stadt Bad Oeynhausen vermittelt er zwischen ehrenamtlich Wirkenden, Verwaltung und nach Hilfe Suchenden.
Zu seinem Bedauern hat sich das Projekt noch nicht so entwickelt, wie es sich der 66-Jährige zu Beginn seiner Amtszeit im Oktober 2004 gewünscht hat. Daher möchte Röbbecke die Idee der Ehrenamtsbörse, eine Art Stellenvermittlung von Ehrenamtlichen, so schnell wie möglich in die Tat umsetzen. »Das stelle ich mir so ähnlich vor wie bei einer Jobbörse -Ênur ohne Bezahlung. Wir erstellen eine Liste von Menschen, die sich freiwillig engagieren möchten, und von Vereinen, Gruppen und Einrichtungen, die Unterstützung gut gebrauchen können. Diese Liste von Angeboten und Gesuchen wird dann veröffentlicht«, erläutert Werner Röbbecke das System des optimalen Vermittelns.
So weiß in Zukunft jeder, dass das Tierheim in der Nachbarschaft Hilfe bei der Stallreinigung benötigt oder der Turnverein um die Ecke eine Übungsleiterin sucht. Mit den städtischen Grundschulen plant Werner Röbbecke etwas ganz Besonderes. »Ich stelle mir vor, dass Ehrenamtliche als Schülerlotsen fungieren«, hat der Organisator vor allem die Rentner für diesen Job im Auge. Denn junge, berufstätige Menschen hätten morgens kaum Zeit, dem Nachwuchs über die Straße zu helfen.
Jede Tätigkeit ist natürlich freiwillig, sagt der 66-Jährige, und soll in erster Linie Freude bereiten. Als vierfacher Großvater weiß er jedoch, welch schönes Gefühl es ist, Zeit mit seinen Enkeln zu verbringen. Daher kam ihm auch der Gedanke, Omas und Opas in die Ganztagsbetreuung der Grundschulen mit einzubinden. »Ein Tischler oder eine Näherin im Ruhestand könnten den Mädchen und Jungen den Umgang mit Holz und Stoffen veranschaulichen«, sagt Werner Röbbecke. Dabei lerne nicht nur der Nachwuchs, sondern auch die Senioren profitierten von dieser ehrenamtlichen Tätigkeit. Ähnlich wie Werner Röbbecke, der nach Abschluss seines Berufslebens weiterhin aktiv an der Gestaltung seines Lebensumfelds mitwirkt und seine Erfahrungen, Kenntnisse und Kompetenzen weiter vermittelt.

Artikel vom 28.01.2006