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Minister will den Flughafen Paderborn stärken

Landebahnverlängerung geplant - Bei Verzicht auf Ausbau in Kassel Kooperation angeboten

Von Reinhard Brockmann
Paderborn/Düsseldorf (WB). Kooperation oder Ausbau: NRW-Verkehrsminister Oliver Wittke droht der gleichfalls CDU-geführten Landesregierung in Hessen mit Aufrüstung im Flughafen-Streit auf Paderborner Seite.

In einer Debatte zum absehbaren Verdrängungswettbewerb zwischen dem wirtschaftlich arbeitenden Flughafen-Paderborn und einem geplanten Neubau im 60 Kilometer entfernten Kassel-Calden sagte Wittke gestern: »erst das Land, dann die Partei.« Vorwürfe der Grünen, in NRW gebe es eine ganze Reihe von Flughäfen, die gleichfalls nur etwa 60 Kilometer Distanz hielten, so auch Dortmund zu Paderborn, ließ er nicht gelten.
CDU und FDP beantragten, auf Hessen einzuwirken, auf den Neubau ganz zu verzichten. Wolfgang Aßbrock, CDU-Landtagsabgeordneter aus dem Kreis Herford und Vorsitzender des OWL-Regionalrats fürchtet sonst gleich zwei Subventionsgräber: »Beide Flughäfen und beide Regionen wären die Verlierer.« Assbrock hegt erhebliche Zweifel an den für Kassel prognostizierten Passagierzahlen. Sicher sei, dass in Paderborn die Zahl der Fluggäste, derzeit 1,35 Millionen pro Jahr, leide. Die Flughafen Paderborn-Lippstadt GmbH geht von 30 Prozent Rückgang aus.
Der Antrag der NRW-Regierungsparteien sieht ausdrücklich ein Angebot zur Kooperation mit Kassel vor. Eine in Aussicht gestellte Umbenennung in »Paderborn-Kassel« wird im Antrag allerdings nicht erwähnt. Dafür wird auf eine denkbare Beteiligung Hessens an den Kosten in Paderborn hingewiesen. NRW bietet eine Verbesserung der verkehrlichen Anbindung an.
So sehr eine Kooperation zu begrüßen wäre, gab sich Wittke vor dem NRW-Landtag skeptisch, sehe er kaum die notwendige Übereinstimmung der Interessen beider Seiten. Er fürchtet, dass ein Verzicht auf den mit 151 Millionen Euro veranschlagten Neubau nicht zu erwarten ist. Landes- und bundesrechtlich sei wenig zu machen, europarechtlich befinde sich Hessen allerdings »nicht auf der sicheren Seite«.
In Kassel ist eine Start- und Landebahn von 2500 Metern Länge vorgesehen, Paderborn verfügt derzeit über 2180 Meter. Ferienflieger zu den Kanaren beispielsweise können deshalb nicht vollgetankt von Paderborn starten.
Wittke kündigte gestern an, dass das Planfeststellungsverfahren zu notwendigen Landebahnverlängerung in Paderborn schon im Februar beginne.
Sollte es nicht zu der angebotenen Kooperation mit Kassel kommen, so Wittke weiter, sei der Flughafen Paderborn so zu stärken, »dass er den Wettbewerb mit Kassel bestehen kann«.

Artikel vom 19.01.2006