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»Kirchenasyl« für
Ex-Schiri Hoyzer

Als Spieler zurück auf das Feld

Berlin (dpa). Robert Hoyzer feiert sein Fußball-Comeback. Ein Jahr, nachdem die Spielmanipulationen des ehemaligen Schiedsrichters ruchbar wurden, kündigte Hoyzer seine Rückkehr auf das Fußballfeld an - als Spieler.
»Rückkehr« angekündigt: Robert Hoyzer, hier beim Skandalspiel in Paderborn, will als Spieler auf den Fußballplatz zurückkehren.Foto Hörttrich

Sein Gnadengesuch wurde von der Berliner Kirchenliga angenommen, eine zweijährige Sperre ist aufgehoben. »Zur Rückrunde darf ich wieder spielen«, sagte der 26-Jährige. Dann wird Hoyzer für die SG Lichtenrade Nord wieder die Fußball-Schuhe schnüren, der Verein stehe in der Bekanntheit inzwischen »unmittelbar hinter Bayern München«, wie der ehemalige Skandal-Referee nicht ohne Ironie bemerkte.
Aus dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) war Hoyzer lebenslang ausgeschlossen worden, weil er unter anderem das DFB-Pokalspiel zwischen dem SC Paderborn 07 und dem Hamburger SV im Auftrag der kroatischen Brüder Ante, Milan und Filip Sapina manipuliert hatte. Hoyzer war dabei der mäßig bezahlte Handlanger, der inzwischen wegen Betrugs zu zwei Jahren und fünf Monaten Gefängnis verurteilt worden ist. Verteidiger und Staatsanwaltschaft legten Revision ein. Damit sind die Urteile der 12. Strafkammer gegen Hoyzer, seinen Ex-Kollegen Marks und die Brüder Sapina noch nicht rechtskräftig - und es droht noch eine Nachspielzeit über die Fußball-WM hinaus.
»Ich habe mir eigentlich versprochen, mich gar nicht mehr zu äußern. Ich möchte kein weiteres Öl ins Feuer gießen. Die Sache ist mir schon ordentlich an die Nieren gegangen, auch wenn es nach außen nicht immer so gewirkt hat«, erklärte Hoyzer zwei Monate nach dem Urteilsspruch. Sein Anwalt hat jetzt einen Monat Zeit, die Revision zu begründen. Dann geht die Sache nochmals zur Staatsanwaltschaft, die die Akte zum Bundesgerichtshof leitet. Der 5. Strafsenat in Leipzig entscheidet dann, ob es in der Verhandlung schwerwiegende Fehler gegeben hat. So wird Hoyzer wohl erst am Jahresende wissen, ob der Prozess neu aufgerollt wird.
Hoyzer, der zurückgezogen in Berlin-Spandau lebt, möchte sich am liebsten schon jetzt von seiner Vergangenheit lösen und beruflich neue Wege einschlagen: »Ich habe meine Vorstellungen, und die sind realistisch.« Allerdings räumte er auch ein: »Es steht natürlich keiner vor meiner Haustür und sagt: Herr Hoyzer, wir haben auf Sie gewartet.«

Artikel vom 19.01.2006