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DFB-Chef sieht Imageschaden

Noch keine Annäherung zwischen WM-Organisatoren und Warentest

Berlin/Bonn (dpa). Wegen ihrer umstrittenen Sicherheitsstudie zu den WM-Stadien ist die Stiftung Warentest auch im Bundestags-Sportausschuss massiv in die Defensive geraten. Eine schnelle Annäherung zwischen der Stiftung sowie WM-Organisationskomitee und Stadion-Betreibern war während der zeitweise hitzigen Anhörung gestern zunächst nicht in Sicht.
Bleibt bei seiner Kritik: DFB-Vorsitzender Theo Zwanziger.Foto: Wotke

OK-Vizepräsident Horst R. Schmidt sagte danach vor laufenden Fernsehkameras aber doch die Bereitschaft zu schnellen Gesprächen mit der Stiftung, deren Vertreter Holger Brackemann anbot, mögliche Fehler einzugestehen.
Zuvor hatte Schmidt wie auch DFB-Präsident Theo Zwanziger in Bonn die Ergebnisse wieder zurückgewiesen. Vertreter der Stadien aus Gelsenkirchen und Berlin warfen der Stiftung vor, mit nicht zutreffenden Fakten zu arbeiten. Tester Brackemann hatte unter Hinweis auf fehlende Fluchtmöglichkeiten und zu kurze Treppen erneut erläutert, warum die Studie vier der zwölf WM-Stadien erhebliche Mängel bescheinigt. Vier weiteren werden deutliche Mängel attestiert.
Berechtigte Mängel würden beseitigt, kündigte Schmidt an, »aber wir werden nichts tun, von dem wir nicht überzeugt sind«. Um die Gutachter vor äußeren Einflüssen zu schützen, lehnte Warenforscher Brackemann Schmidts Forderung ab, die Gutachter konkret zu nennen. Er betonte erneut die Seriosität der Resultate.
Über einen internationalen Imageschaden klagte Theo Zwanziger, der Geschäftsführende Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). »Im Ausland sieht die Sache schlimm aus. Vor allem in England, den Niederlanden und in der Schweiz wurden die angeblichen Sicherheitsmängel in den WM-Stadien kritisch und nachteilig für Deutschland kommentiert. Aber das hat sicherlich auch mit der sportlichen Rivalität mit diesen Ländern zu tun«, sagte Zwanziger.
Trotz der Aufforderung zur Mäßigung durch den Sportausschuss- Vorsitzenden Peter Danckert griff auch sein Stellvertreter Peter Rauen die Prüfer massiv an und schimpfte über »subjektive Darstellerei und Zeitverschwendung«. Was die Stiftung gemacht habe, sei unverantwortlich, sagte Danckerts Vorgänger, der Bauunternehmer ist und auch schon Präsident des früheren Zweitligisten Eintracht Trier war. Die jetzigen Stadien hätten mit den Katastrophen-Arenen von Brüssel und Sheffield nichts mehr zu tun. Auch darauf hatte sich die Stiftung bezogen.
Schmidt warf der Stiftung zudem vor, sie habe einen Überraschungseffekt erzielen wollen. »Die Stiftung hat sich 20 Jahre Zeit gelassen mit ihrer Stadion-Untersuchung. Das erstaunt uns schon.« Es sei nicht über die Ergebnisse berichtet worden. Ihm zugegangene, handschriftlich ausgefüllte Fragebögen habe er kaum entziffern können. Die Stiftung habe sich nicht beraten lassen und Experten vor Ort nicht einbezogen. Zudem habe sie sich falsch ausgedrückt: »Wo Sie uns verletzt haben, ist vier Stadien die Rote Karte zu zeigen: Das heißt Ausschluss.«

Artikel vom 19.01.2006