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Bauern gegen
Bio-Reservat

Resolution kommt Ende Januar

Von Reinhard Brockmann
Lichtenau (WB). Die Vertreter der Land- und Forstwirtschaft treten geschlossen gegen die Einrichtung eines 88000 Hektar großen Biosphärenreservates in der Egge an.
Die neue Aussichtsplattform am Velmerstot im Eggegebirge ist ein beliebtes Ziel vieler Touristen und Wanderer.
Obwohl aktuell keine Auflagen zu erwarten sind, fürchten sie Verschärfungen in den kommenden Jahren und Einschränkungen der unternehmerischen Freiheit für insgesamt 750 Betriebe zwischen Warburg und Detmold. Die einstimmig beschlossene Resolution von Vertretern aus den Kreisen Höxter, Lippe und Paderborn soll Ende Januar veröffentlicht werden. Das wurde bei einer Bürgerversammlung in Lichtenau-Herbram (Kreis Paderborn) bekannt.
Zeitgleich nahm in Paderborn der »Förderverein Nationalpark Senne« eine Namensänderung vor. Als »Förderverein Nationalpark Senne-Eggegebirge e.V.« soll das bis zum Sommer erwartete Bürgervotum aus Ostwestfalen zur Wiederaufnahme der Nationalpark-Debatte genutzt werden.
Selbst Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) spreche sich für einen zweiten Nationalpark aus, unterstrich die grüne Paderborner Landtagsabgeordnete Sigrid Beer. Auch die Erklärungen von Landwirtschaftsminister Eckhard Uhlenberg seien so zu verstehen, dass das Biosphärenreservat in Kombination mit einem Nationalpark entstehen könne. Uhlenberg hatte im Herbst von einem Egge-Bio-Reservat »mit einem kleinen Nationalpark im Kern« gesprochen.
Die Diskussion um den mit ungleich schärferen Auflagen versehenen Nationalpark wolle man nicht führen, erklärte hingegen der Paderborner Landrat Manfred Müller in Herbram. Lediglich in einer 2600 Hektar großen Kernzone (drei Prozent der Gesamtfläche) gebe es ein absolutes Veränderungs- und Betretungsverbot. Alle anderen Pflege- (20 Prozent) und Entwicklungszonen (mindestens 50 Prozent) brächten keinerlei Einschränkungen für die Nutzung von Wald, Feld und Wasser.
Die private Holzversorgung aus den heimischen Wäldern bleibe uneingeschränkt möglich, bestätigte der Leiter des Forstamtes Paderborn, Franz Lödige. Die Egge setze mit den zwei wichtigsten Industrie-Zertifikaten bereits heute Maßstäbe für naturverträgliche und nachhaltige Waldnutzung. Voraussetzungen für eine mögliche Unesco-Prüfung seien erfüllt.
Landrat Manfred Müller will den wirtschaftlichen und touristischen Nutzen eines Biosphären-Reservates ins Verhältnis zu den Kosten setzen. Gefordert sei eine eigene Verwaltung mit drei bis fünf Mitarbeitern. Zuschüsse gebe es nicht.

Artikel vom 19.01.2006