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Köstliches aus
der Wildnis

Doku über einen »Foodhunter«

Arte, 22.30 Uhr: Wenn Mark Brownstein durch asiatische Bergdörfer, Garküchen und über Dschungelmärkte streift, ist er auf der Suche nach bisher unbekannten Köstlichkeiten.

Brownstein ist Foodhunter, ein Jäger nach neuen Speisen für die große Gastronomie oder den täglichen Bedarf. Was ihn interessiert, sind nicht geräucherte Erdhörnchen oder gegrillte Bambusratten, sondern nur, was wild wächst und gesammelt wird. »Beruf: Foodhunter« heißt der Dokumentarfilm von Bernd Girrbach und Rolf Lambert. Die beiden, die seit mehr als zehn Jahren vor allem Dokumentationen aus Asien und Afrika produzieren, begleiten den Foodhunter auf seinen Streifzügen. Sie schauen ihm beim Veredeln seiner Funde über die Schulter und sind dabei, wenn er die urbanen Sterne-Restaurants der Metropolen dieser Welt besucht.
Brownstein ist Amerikaner mit Wohnsitz in Hongkong. Dort kam er 1997 als Landschaftsarchitekt an und wollte seinem Beruf nachgehen. Doch schnell wurde ihm klar, dass diese Stadt ihm so keine Zukunft bieten würde. Also machte er seine große Leidenschaft, das Essen, zu seinem Beruf. Heute ist er einer von weltweit vier oder fünf Foodhuntern und von ihnen vermutlich der Unbekannteste.
Er ist ein Geschmacksprofi, entwickelt Gewürzmischungen, berät Chocolatiers, hält Weinseminare und vertreibt einige seiner Produkt-Entdeckungen im Feinschmeckerhandel. Doch am liebsten sucht er nach neuen, unbekannten kulinarischen Schätzen. Mit einem kleinen landestypischen Lastschiff ist er mit seinem einheimischen Freund Bunchan unterwegs auf dem Mekong. Er sieht immer wieder Frauen, die im Fluss waschen - aber keine Wäsche, sondern Algen. Nur hier in Laos, erfährt Brownstein, wo das Wasser noch völlig sauber ist, wächst das grüne Mekong-Flussgras, genannt Kai, aus denen die Einheimischen knusprige Algenchips, so genannte Kai Pen, herstellen. Wieder hat er eine Entdeckung gemacht.
Marks erste Entdeckung war Kao Kiep, knusprige Cracker für den kleinen Hunger. Aus gedämpften Kassawa-Wurzeln wird mit Kokosflocken, Sesam, Ingwer und viel Palmzuckersirup ein glatter Teig gerührt. Handtellergroße dünne Fladen daraus werden in der Sonne getrocknet und vor dem Verzehr kurz geröstet oder frittiert. Brownstein vertreibt Kao Kiep inzwischen bis nach New York. Begeistert ist er von dem Wildpfeffer aus den Bergen von Laos, den er auf einem Markt gefunden hat. Seine Entdeckungen bietet Brownstein den Chefköchen in den Spitzenhotels und -restaurants in Hongkong, Bangkok, aber auch den USA und Europa an.

Artikel vom 19.01.2006