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Intercity-Zug rast in Kuhherde

Sechs Tiere getötet - Strecke gesperrt - Reisende mussten umsteigen

Von Karl Pickhardt
Paderborn (WB). Eine Kuhherde mitten auf den Gleisen hat in der Nacht zum gestrigen Mittwoch die Intercity-Bahnstrecke zwischen Paderborn und Lippstadt fünfeinhalb Stunden lang lahm gelegt. Ein Intercity und ein Güterzug erfassten zeitgleich bei Geseke (Kreis Soest) die Tiere und töteten sechs Kühe.
Die Feuerwehr leuchtete die Unfallstelle aus. Löschzüge aus Paderborn, Lippstadt und Geseke waren nachts im Einsatz. Foto: Michael Nagelmeier

Die etwa 80 Fahrgäste im Intercity überstanden den Zugunfall unverletzt. Die beiden Loks waren nicht mehr fahrbereit und mussten abgeschleppt werden. 59 Züge verspäteten sich in Folge des Unfalls. Zwischen Salzkotten und Geseke blieb die Bahnstrecke bis gestern Morgen 3.30 Uhr komplett gesperrt.
Sieben Limousinen-Rinder waren nach Angaben der Bundespolizeiinspektion Bielefeld in den Abendstunden aus einem etwa 500 Meter entfernten Stall eines 34-jährigen Landwirtes ausgebrochen. Die ausgebüxten Rindviecher erreichten in der Dunkelheit in Höhe des Geseker Fußballstadions »Rabenfittich« die Gleise, deren schützendes Buschwerk erst kürzlich deutlich zurückgeschnitten worden war, berichtete der Geseker Feuerwehr-Chef Malte Wiesner (40) dem WESTFALEN-BLATT.
Im Begegnungsverkehr kollidierten die beiden Züge mit der Herde. Der Intercity, der von Düsseldorf nach Kassel unterwegs war, tötete zwei, der Güterzug vier Kühe. Das siebte Tier verschwand unverletzt in der Dunkelheit und konnte erst 14 Stunden später in der Geseker Feldflur eingefangen werden. Die Landwirtin bezifferte den Wert der getöteten Rinder auf 6000 Euro.
Beim Zusammenprall mit den Tieren riss die Bremsleitung des Intercity. Dies löste sofort eine Vollbremsung des Zuges aus. Eine Entgleisungsgefahr habe nicht bestanden, erklärte gestern ein Sprecher der Bahn in Düsseldorf: »Uns ist nicht bekannt, dass jemals ein Zug wegen eines Zusammenstoßes mit einem Pferd, Rindern oder Wildschweinen entgleist ist.« Bei einer abgerissenen Bremsleitung komme ein Zug wie bei einer Notbremsung sofort zum Stehen.
Die IC-Fahrgäste mussten auf freier Fläche aus- und in Taxis umsteigen. Zwischen Paderborn und Lippstadt wurden während der Bergungsarbeiten Omnibusse für die ausgebremsten Nahverkehrszüge eingesetzt.

Artikel vom 19.01.2006