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Vom Charme der alten Kutschen

Im Museum des Rentners Hubert Trenkamp stehen 150 alte Gefährte

Von Marie-Theres Langsenkamp
Steinfeld (dpa). Wenn Hubert Trenkamp über die Schätze in seinen Ställen spricht, kann er einen leichten Stolz nicht verhehlen.

»Der Landauer ist eindeutig der Ferrari unter den Kutschen«, sagt er und zeigt auf einen eleganten hochrädrigen Wagen mit ausklappbarem Dach. Holzrad an Holzrad reihen sich etwa 150 historische Kutschen auf 1500 Quadratmetern in seinem Museum, das damit zu den größten privaten Kutschenmuseen Deutschlands gehört. Seit 30 Jahren sammelt der Rentner die hölzernen Gefährte und stellt diese in extra umgebauten Stallgebäuden in Steinfeld (Kreis Vechta) seit 1995 auch aus.
Die Sammlung reicht vom einfachen Bäckerkastenwagen bis zur noblen Hochzeitskutsche, in der Trenkamp noch heute Paare zur Trauung fährt. Dabei kommen ihm seine Kontakte als ehemaliger Futtermittelvertreter zu Gute: »Wenn man viel mit Leuten zusammenkommt, dann grab' ich durchs Quatschen schon mal ein Schätzchen aus«, sagt der 64-Jährige. Der dunkelblaue »Wiener Landauer« aus dem 19. Jahrhundert ist solch ein »Schätzchen«: »Der ist extra klein und kompakt gebaut, weil er im Gebirge gelaufen ist«, erklärt Trenkamp. »Jede Kutsche hat ihren Charme, aber die Kutschen, die ich nicht mag, die stehen hier auch nicht.«
Sogar ein »Buggy«, ein sportliches Gefährt für eine oder zwei Personen aus den USA, steht in den Hallen. Zu den ungewöhnlicheren Sammlerstücken gehören eine Feuerwehrspritze von 1887 und drei Leichenwagen. »Einen Leichenwagen habe ich neulich nach Süddeutschland verliehen. Die Leute möchten wieder eine feierliche Beerdigung wie früher, mit Pferden und allem drum und dran«, sagt Trenkamp. Auch Filmteams finden Gefallen an den urigen Gefährten.
Wegen günstigerer Kosten lässt Trenkamp in Polen restaurieren: 7000 bis 12 000 Euro kostet dort die Überholung eines Landauers - deutsche Handwerker wären um ein Vielfaches teurer. Bei den Fuhrwerken ist vor allem das Holz das Problem: »Das ist meist über 100 Jahre alt, da sitzt der Holzwurm drin. Das muss alles ersetzt werden.« Auch spröde gewordenes Leder oder die Polsterung der Sitzkissen ist nicht einfach zu restaurieren: »In Frankreich gibt es noch eine Firma, die das macht.« Ersatzteile wie Eisenfedern beispielsweise gebe es kaum.
www.kutschen-trenkamp.de

Artikel vom 19.01.2006