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»Wir sind eine
coole Truppe«

»Vorzeige-Almbube« Olcay Turhan

Von Jörg Manthey
Bielefeld (WB). Seit mehreren Monaten ist Olcay Turhan in der Fahrschule angemeldet, doch zu mehr als zehn Theoriestunden hat es der U 19-Bundesligaspieler noch nicht gebracht. Hauptursache für den gravierenden Zeitmangel dürfte sein, dass der A-Jugendliche sich »seinem« DSC Arminia mit Haut und Haar verschrieben hat. Nicht ohne Grund lobt Trainer Ivan Pacheco: »Der Olli ist einer unserer Vorzeigejungs«.

Olcay Turhans normaler Tagesablauf ist rasch erzählt. Der 17-Jährige besucht die elfte Klasse des Friedrich-Liszt-Berufskollegs in Herford. Anschließend eilt er zum Bahnhof und setzt sich in den Zug, der ihn zum Training bringt. Diese Zeitspanne nutzt der Bursche, um die ersten Hausaufgaben abzuarbeiten. Nach dem Übungsabend geht's dann heim nach Bad Salzuflen; dort wir weiter gepaukt. »Das ist schon alles ein bisschen stressig. Aber ich weiß ja, wofür ich es mache«, setzt der Almbube voll auf die Karte Fußball. »Ich will in den Profibereich. Dafür arbeite ich hart«.
Seit E-Jugendtagen, als er vom SV Werl-Aspe zum Bielefelder Vorzeigeklub wechselte, hat Turhan sämtliche DSC-Nachwuchsmannschaften durchlaufen und sich angesichts wachsender Konkurrenz immer wieder neu beweisen müssen. »Der Olli stellt sich jeder Aufgabe, die ihm aufgetragen wird, und meistert alles mit Bravour. Er kann ein Spiel lenken und auf dem Platz analysieren - und ist in der Lage, den tödlichen Pass zu spielen. Jahr für Jahr gehört er zu den Leistungsträgern«, hält Ivan Pacheco große Stücke auf den früheren Kreis- und Westfalenauswahlspieler.
Sichter anderer Klubs hatten das Talent ebenfalls früh im Notizblock. 1999 flatterten ihm lukrative Angebote von Borussia Dortmund und Schalke 04 ins Haus. »Aber ich wollte die Schule nicht vernachlässigen«, entschied sich der technisch versierte Linksfüßer - Lieblingsposition zentrales oder offensives Mittelfeld - für Arminia. Am vergangenen Samstag beim Lemgoer A-Jugend-Bundesliga-Masters besorgte er den ersten Treffer des Turniers, am Wochenende davor beim Budenzauber in Oelde war er gar Torschützenkönig.
Eine in der Saisonvorbereitung zugezogene Bänderverletzung hatte Turhan um acht Wochen entscheidend zurückgeworfen. »Das war eine blöde Situation. Die anderen spielten vier gegen zwei, und ich machte Aufbautraining, musste meine Runden drehen«, erinnert er sich an die Leidenszeit.
Angesichts der »tollen Atmosphäre« im U 19-Team ficht Turhan die aktuell prekäre Tabellensituation des DSC Arminia in der A-Junioren-Bundesliga nicht weiter an. »Wir sind eine super-coole Truppe, teils dicke Freunde, und werden da unten noch rauskommen. Wir haben das Zeug, auch gegen die stärksten Teams zu gewinnen. Keiner darf uns als Mannschaft unterschätzen«.
Ivan Pacheco sieht Turhan (»Er ist unberechenbar«) im zentralen Bereich »in einer ähnlichen Rolle wie Detlev Dammeier bei den Profis«. Sein Rat an den sympathischen Lipper: »Jungs seines Kalibers können es schaffen. Olli soll seinen Weg weiter gehen wie bisher und dabei locker bleiben«. Etwaige Fehler dürfe er sich nicht gar so sehr zu Herzen nehmen. »Dann verkrampft er. Aber das ist ein Lernprozess«.

Artikel vom 20.01.2006