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Papst verurteilt
Eros ohne Liebe

Neue Enzyklika in Teilen bekannt

Rom (dpa). Kurz vor Veröffentlichung der ersten Enzyklika aus der Feder von Papst Benedikt XVI. ist die italienische Öffentlichkeit in helle Aufregung geraten.

Italienische Medien berichteten gestern über die ersten Worte des Dokuments (»Gott ist Liebe«) sowie über die Kernpunkte. Ausdrücklich verurteile Joseph Ratzinger darin auch Eros ohne Liebe unter den Menschen. Dadurch werde die Liebe »zum reinen Sex herabgesetzt«. Die Liebe werde zur Ware, »der Mensch selbst wird zur Ware«, heißt es den Angaben zufolge in dem Rundschreiben.
Wann die Enzyklika genau vorgestellt wird, wollte der Vatikan auch gestern noch nicht sagen. Bereits am Montagabend hatte die italienische Nachrichtenagentur Ansa die ersten Worte enthüllt. Sie heißen »Gott ist Liebe und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm« und stammen aus dem Johannes-Evangelium.
Benedikt verurteile darin auch die »rein »egoistische Liebe«, in der der Mensch nur sich selbst sehe, berichten italienische Zeitungen weiter. Zur Liebe gehöre der Glaube.
Grundsätzlich heißt es, Benedikt greife damit ein Schlüsselthema der christlichen Lehre und seines eigenen Denkens auf. »Er beginnt mit dem Wesentlichen«, schreibt die Zeitung »Il Messaggero«. Ratzinger selbst habe das Dokument verfasst, auf Deutsch. Als offizielle Version gelte aber - wie im Vatikan üblich - die lateinische Fassung. Ihr Titel laute: »Deus Caritas est« (Gott ist Liebe). Mit 40 Seiten und 51 Paragrafen sei die Enzyklika vergleichsweise kurz.
In einem ersten Teil gehe es um die göttliche Liebe, dann würden die Fragen der menschlichen Liebe behandelt, der Schlussteil befasse sich mit der christlichen Nächstenliebe. Auch in einer gerechten Gesellschaft sei Nächstenliebe notwendig.
Zwar handele es sich um einen »programmatischen« Text des Papstes, meinen Vatikanisten. Jedoch sei er nicht als »Regierungsprogramm« zu verstehen, berichtete die Zeitung »Corriere della Sera«. Wahrscheinlich wird die Enzyklika in den nächsten Tagen vorgestellt werden. Enzykliken sind päpstliche Rundschreiben, die sich an die gesamte Kirche richten.

Artikel vom 18.01.2006